Die blutigsten Weidekriege im Wilden Westen waren wohl die so genannten "Schafkriege". Hierbei ging es wie fast immer um den Anspruch von Wasser- und Landrechte. Schafzücher wurden von Cowboys und Rancher gehasst. Man verachtete sie, und selbst Indianer oder Pferdediebe waren höher angesehen. Ein Mann der sich mit Schafhirten abgab, war nach Ansicht der Rancher kein anständiger Bürger. Jeder Cowboy würde lieber Holz fressen, als Hammelfleisch zu sich zu nehmen. Der Grund lag in der Ansicht, das Schafe die Weiden, auf denen sie grasen, für Rinder auf Jahre hinaus unbrauchbar machen würden, indem sie das Graß zu kurz über den Boden abfressen.


Außerdem sollen sie einen so unangenehmen Geruch hinterlassen, dass Rinder sich weigern, an der Stelle zu grasen, wo vormals Schafe waren. Dieser Geruch soll sich auch auf die Schäfer übertragen haben, was die Zuneigung der Cowboys zu diesen Leuten nicht gerade förderte. Ein Schäfer - so war man der Ansicht - wäre kein richtiger Mann, da das Hüten der zarten und schwachen Tiere keine Herausforderung sei. Zudem betrachteten die Rancher die Schafzüchter als Eindringlinge, da sie selber zuerst da waren.


Die Schafzüchter hingegen hielten diese Argumente für übertrieben. Ihre Schafe würden auf den selben Weiden schon seit Jahren grasen, ohne das der Graswuchs eingeschränkt wäre. Außerdem seien die Gebiete öffentliches Eigentum und jedermann könne Wasser und Weideland nutzen.


Was folgte, waren gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Rancher und Schafhirte, wobei der letztere meistens den Kürzeren zog. Viele wurden von bewaffneten Banden überfallen. Die Schafe wurden mit Knüppeln erschlagen oder erschossen. Man vergiftete sie oder jagte sie über Felsklippen. Manchmal wurde auch Dynamit in die Schafherde geworfen. Wenn sich dabei ein Schafhirte zu wehr setzte, wurde er erschossen.


Anfangs hüteten die Schäfer ihre Herde in Gegenden, die für Rinder sowieso nicht zugänglich waren. Daher gab es zu dieser Zeit noch keinen Konflikt zwischen ihnen und den Ranchern. Als die Herden aber immer größer wurden und man die Schafe auf die besseren Weidegründe trieb, wendete sich das Blatt. Seinen Anfang nahmen die Auseinandersetzungen kurz nach dem Bürgerkrieg. Im Jahre 1869 wurden die 300 Schafe von einem gewissen Charles Hanna, der seine Herde ins Brown Country brachte, von mehreren Cowboys abgeschlachtet. Zehn Jahre später gelangte eine Herde in das Weidegebiet des Großranchers Charles Goodnight. Daraufhin forderte der Vormann den Schäfer auf, das Gebiet zu verlassen, was ihm aber nicht so schnell gelang. Die Reaktion war die, dass der Vormann sämtliche Schafe in den Canadian River trieb, wo sie ertranken. Goodnight wurde dafür später von einem Gericht zu Schadensersatz verurteilt. Da er als erster erkannte, dass das Vordringen der Schafherden nicht mehr aufzuhalten war - zumal der Marktpreis für Schafwolle ständig stieg - einigte er sich mit den Schafzüchtern, und überlies ihnen einen Teil seines Gebietes.


Eine solche gütliche Einigung gab es aber selten. Im März 1874 wurden einige kostbaren Tiere des Schafzüchters John T. Collier von Cowboys getötet. Einige Monate später wurden über 200 teure Schafe von Jeremiah Booth mit Dynamit in die Luft gesprengt. In New Mexiko, Arizona, Colorado und Texas wurden in den achtziger Jahren in wenigen Monaten sechs Schafherden ausgerottet. Vielen Schafzüchtern wurden die Häuser in Brand gesteckt. Sie wurden misshandelt und umgebracht.


Die Schafkriege dauerten noch bis ins 20. Jahrhundert an. Im April 1909 wurden in Wyoming drei Schäfer von mehrere Cowboys in ihrem Campwagen ermordet und sämtliche Schafe getötet. Freunde der Schäfer setzten eine Belohnung für die Ergreifung der Täter aus, worauf alle Mörder gefasst und vor Gericht gestellt wurden. Zwei von ihnen wurden zum Tode verurteilt, vier zu langjährigen Zuchthausstrafen. Nach diesen harten Urteilen endeten die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Wyoming schlagartig. Nur in Colorado gab es bis 1920 noch einige Gewalttaten zwischen beiden Parteien.


Mittlerweile war Wyoming zum größten Wollproduzenten der USA geworden und in Texas wurden die meisten Schafe gehütet. Selbst Rancher entschlossen sich zur Schafzucht, da hierbei zu gewissen Zeiten mehr zu verdienen war. Der Schafkrieg war der längste und blutigste Weidekrieg im Wilden Westen und schließlich gingen die stets unbewaffneten Schafzüchter als Sieger hervor.

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