Mit dem Aufruf an die Einzelstaaten am 15. April 1861 - insgesamt 75000 wurden Soldaten einzuberufen - stellte Abraham Lincoln die Staaten des oberen Südens vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Sollte man diesem Aufruf nachkommen und sich gegen die Staaten des unteren Südens stellen, oder sollte man Seite an Seite gegen die Union kämpfen?


In den oberen Südstaaten lebten die meisten Weißen, hier gab es die meiste Industrie, was für die Produktion von Waffen wichtig war. Außerdem waren hier die besten militärischen Führungspersönlichkeiten zu finden. Daher hing das Schicksal der unteren Südstaaten von dieser Entscheidung ab.


Die Bevölkerung und die Politiker dieser Staaten konnten aufatmen: Die Gouverneure von Kentucky, Tennesee, Missouri, Virginia, North Carolina und Arkansas lehnten die Bereitstellung von Truppen ab, während aus Maryland und Delaware keine Antwort kam. Das bedeutete zwar nicht gleichzeitig, dass mit dieser Ablehnung automatisch alle Staaten aus der Union ausschieden, für Virginia war das aber keine Frage. Noch vor Lincolns Aufruf löste das siegreiche Gefecht bei Fort Sumter einen wahren Freudentaumel bei der Bevölkerung in Virginia und den anderen Staaten aus.


Der Sezessionsbeschluss in Virginia ließ daraufhin nicht lange auf sich warten. Am 17. April 1861 löste sich dieser Staat als erster des oberen Südens, und als achter insgesamt von der Union. Einen Tag später nahmen Truppen der Konföderierten die Rüstungsfabrik bei Harper´s Ferry ein, und zwei weitere Tage später kaperten weitere Truppen in der Marinewerft Gosport vier Marineschiffe. Durch diese Erfolge und einer wichtigen Eisenhütte in Richmond, in der schwere Waffen hergestellt werden konnten, stieg das Waffenpotential des Südens beachtlich an. Hinzu kam noch, dass man - wie oben schon erwähnt - auf große militärische Führungspersönlichkeiten zugreifen konnte. Einer davon war Colonel Robert E. Lee, eigentlich ein entschiedener Sklaven-gegner und ursprünglich von Präsident Lincoln als Oberbefehlshaber über die Unionstruppen vorgesehen. Am 23. Mai 1861 jedoch wurde Colonel Lee Oberbefehlshaber der Truppen von Virginia. Die Entschiedenheit der Politiker in Virginia und deren Handeln machte den anderen oberen Südstaatlern Mut, so dass Arkansas am 06. Mai 1861 der nächste Staat war, der aus der Union austrat. Arsenale in Little Rock und Fort Smith wurden eingenommen, noch bevor über die Sezession entschieden wurde. Am gleichen Tag entschied sich das Parlament von Tennessee für die Sezession und am 13. Mai 1861 trat North Carolina aus der Union aus. Auch hier wurden Forts und Arsenale eingenommen, bevor überhaupt die Entscheidung zur Sezession gefallen war.


Jetzt blieben noch vier Staaten übrig, von denen man eine Entscheidung erwartete: Delaware, Missouri, Kentucky und Maryland. Für Präsident Lincoln war es besonders wichtig, dass sich Maryland für die Union entschied, denn der Staat umschloss die Hauptstadt Washington von drei Seiten, während an der vierten Seite Virginia grenzte. Allerdings war sich die Bevölkerung in Maryland nicht einig. In den Countys, in denen viele Sklaven gehalten wurden, war man für die Ablösung, in den Countys mit wenig Sklavenhaltung dagegen. So kam es am 19. April 1861 in den Straßen von Baltimore zu einer gewalttätigen Auseinander-setzung zwischen den Bürgern der Stadt und Unions-Soldaten, die auf dem Weg nach Washington waren und hier zu Fuß den Bahnhof wechseln mussten, da die Bahnlinie innerhalb der Stadt unterbrochen war. Auf dem Weg zum nächsten Bahnhof wurden die Soldaten dann mit Pflastersteinen beworfen, worauf diese das Feuer auf die Bürger eröffneten. Schließlich waren 16 Tote zu beklagen, davon vier Soldaten und 12 Bürger der Stadt. Diese Toten waren die ersten Opfer, die der Krieg forderte.


Die Reaktion darauf war, das eine Brücke der Eisenbahnlinie gesprengt wurde, um zu verhindern, dass weitere Unions-Truppen Washington erreichten. Außerdem wurden Telegraphenleitungen zerstört, so dass Washington nachrichtenmäßig von der Außenwelt abgeschnitten war. Dennoch gelang es weitere Truppen in der Folgezeit die Hauptstadt zu erreichen, indem diese einen Umweg über Annapolis nahmen. Nachdem über Baltimore am 13. Mai das Kriegsrecht verhängt wurde, entschied sich das Parlament von Maryland zunächst für die Neutralität des Staates.


Allerdings waren hier bereits zu viele Unionssoldaten stationiert und die strategische Lage war zu wichtig, so dass man sich nicht mehr aus dem Krieg heraushalten konnte. So wurde am 13. Juni 1861 ein neuer Kongress gewählt, dessen Sitze am Ende ausschließlich von Unionisten besetzt waren. Durch die Bereitstellung von Truppen aus Maryland, war die Zugehörigkeit zur Union nun bestätigt. Auch Missouri entschied sich für den Verbleib in der Union, da die Unionisten die politische Übermacht hatten. Zuvor allerdings gab es hier aber Kämpfe zwischen Unionisten und Konföderierten, die noch gewaltsamer und brutaler waren als die in Maryland. Es bestand die Gefahr eines eigenen Bürgerkriege in diesem Staat. Hauptgegner bei diesen Auseinandersetzungen waren der Gouverneur Claiborne Fox Jackson - ein Sklavenbefürworter - und der Kongressabgeordnete Francis. P. Blair und Captain Nathaniel Lyon, beides Sklavengegner. Nachdem Jackson mit seinen südtreuen Soldaten 4 Kanonen beschlagnahmte, die am 8. Mai 1861 ins US-Arsenal von Liberty eingeliefert wurden, entfernten Lyon und Blair daraufhin 21000 moderne Waffen aus diesem Arsenal, um weitere Beschlagnahmungen zu verhindern. Außerdem nahm Lyon mit Hilfe seiner Bundestruppen die 700 Soldaten gefangen, die sich in Camp Jackson aufhielten und an Jacksons Manöver beteiligt waren.


Bis dahin verlief noch alles friedlich, da die Soldaten keinen Widerstand leisteten. Als die Gefangenen aber durch die Straßen von St. Louis geführt wurden, flogen - wie in Baltimore (Maryland) - die ersten Pflastersteine. Und auch hier reagierten die Bundestruppen, indem sie das Feuer auf die Bevölkerung eröffneten. Zwei Tage wütete die Schlacht. Am Ende waren 34 Menschen tot oder schwer verwundet. Anschließend wurde über den Staat das Kriegsrecht ausgesprochen. Zwar setzten sich beide Parteien zu einer Unterredung zusammen um Schlimmeres zu verhindern, aber ohne Erfolg. Lyon besetzte daraufhin Jefferson City und verjagte die dort stationierten Soldaten, die nun unter der Führung von General Sterling Price standen, der nach dem Vorfall in St. Louis zu den Konföderierten übergewechselt war.


Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen bildeten sich Guerillaverbände, aus denen so berühmte Namen wie z. B. William Quantrill, oder Jesse und Frank James sowie Cole und Jim Younger hervorgingen. Die Spezialität dieser Verbände lag darin, Überfälle aus dem Hinterhalt zu verüben und dabei Morde zu begehen. Da Kentucky von drei freien und drei Sklavenstaaten umgeben, und das Verhältnis zwischen Anhängern der Union und Konföderierten bei der Bevölkerung nahezu ausgeglichen war, entschied sich das Parlament zunächst für eine neutrale Stellung im Bürgerkrieg.


Der Gouverneur von Kentucky Magoffin lehnte nicht nur Lincoln Aufruf, Soldaten für den Krieg zu stellen ab, auch Jefferson Davis erteilte er eine Absage. Durch das ausgeglichene Verhältnis musste Präsident Lincoln bei seinen Entscheidungen Vorsicht walten lassen, um Kentucky nicht an den Süden zu verlieren. So duldete er beispielsweise eine zeitlang einen Handelsverkehr zu Gunsten des Südens, den er erst verbot, nachdem bei der Wahl am 16. August 1861 die Unionisten als Sieger hervorgingen. Unruhen zwischen den beiden Kriegsparteien an der Grenze Kentuckys, zwangen das Parlament bald dazu, doch Partei zu ergreifen. Als am 3. September 1861 konföderierte Truppen unter dem Kommando von General Leonidas Polk in die Stadt Columbus einmarschierten, ging die Sympathie des Parlaments vollends auf die Union über. Während Unionisten die Ansicht vertraten, nun die Konföderierten zu vertreiben, gehörte für die Konföderierten Kentucky nun zum Süden. Somit standen 35000 Soldaten der konföderierten Armee 50000 Mann der Union gegenüber. Es entstand ein Bürgerkrieg, den man hier wirklich Bruderkrieg nennen konnte, da sich in vielen Fällen Verwandte, ja sogar Brüder gegenüber standen. Der einzige Staat der seine Neutralität behielt war Delaware, da es hier so gut wie keine Sklavenhaltung gab.





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