Grands dritter Versuch


Unions-General Ulysses Simpson Grand hatte Ende 1862, Anfang 1863 nur ein Ziel: Den Konföderierten die Stadt Vicksburg (Mississippi) wegzunehmen, die im Südwesten von Mississippi lag. Denn wer die Stadt kontrollierte, besaß er auch die Kontrolle über den Fluss Mississippi. Dem konföderierten General John C. Pemberton war die Aufgabe übertragen worden, Vicksburg zu verteidigen. Dazu arbeitete er Tag und Nacht, um die Stadt mittels umgebenen Schützengräben und Kanonen zu befestigen. Insgesamt zwei Versuche hatte Grant bereits gestartet und jedes Mal war er dabei gescheitert. Mal war es die Zerstörung der Telegraphen- und Bahnlinie durch die Konföderierten, mal das unwegsame Gelände, das Grand für die weiträumige Umgehung der Stadt benutzen musste. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen. Grant glaubt fest an einen Sieg und so entschied er sich für einen riskanten Plan. Während er mit seiner Armee an der Westseite des Mississippi bis unterhalb von Vicksburg marschieren wollte, sollte die Flotte, die von Kommandant David Dixon Porter befehligt wurde, flussabwärts fahren und am Ende zu den Truppen stoßen. Hier sollten die Soldaten dann auf die Ostseite des Flusses gebracht werden.


Die Generäle Sherman und McPherson hatten Bedenken und rieten Grant dazu, nach Memphis zurückzugehen. Die Gefahr war nach deren Ansicht einfach zu groß, dass die Flotte vernichtet werden könnte. Und wenn sie doch durchkommen und die Soldaten über den Fluss bringen würden, dann wären diese von der Versorgungsbasis abgeschnitten. Grant ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. Zu oft war die Unions-Armee zurückgewichen. Jetzt musste ein Angriff gewagt werden, wenn es auch riskant war. In der mondlosen Nacht des 16. April 1863 fuhr die Flotte mit der Strömung leise flussabwärts. Es dauerte aber nicht lange, bis die acht Kanonenboote und drei Transportschiffe entdeckt wurden. Sofort eröffneten die Konföderierten das Feuer. Innerhalb von zwei Stunden wurden über 500 Kanonenkugeln auf die Boote abgefeuert, von denen aber nur knapp 70 ihr Ziel erreichten. Am Ende hatten 10 Boote die feindlichen Batterien passiert. Nur ein Transportboot konnten die Konföderierten versenken. Sechs Tage später folgten weitere sechs Boote, von denen auch hier nur eines versenkt werden konnte.


Am 30. April waren 45 Kilometer südlich von Vicksburg zwei Korps bereit, den Fluss zu überqueren. Die Korps standen jeweils unter dem Kommando von den Generälen McPherson und McClernand. Das Manöver, die vielen Soldaten über den Fluss zu bringen, war im Grunde kein Problem, solange man vom Feind in Ruhe gelassen wurde. Um das zu gewährleisten, führte Grant zwei Ablenkungsmanöver durch. Schon am 16. April setzte Grant die Kavallerie ein, die unter der Führung eines gewissen Colonel Benjamin Grierson stand. Grierson legte mit seinen 1700 Soldaten in 16 Tagen 1000 Kilometer zurück, bis er schließlich die Unionsfront bei Baton Rouge erreichte. Unterwegs vernichtete er Unmengen von feindlichen Versorgungsgütern, zerstörte Telegraphenleitungen und Bahnlinien, durch die der Feind mit Nachschub versorgt wurde und gewann mehrere kleine Gefechte. Colonel Griersons Feldzug galt als spektakulärstes Unternehmen des gesamten Krieges. Durch seine Aktionen band er den Feind an sich und sorgte so für eine ausreichende Ablenkung. Zudem startete General Sherman einen Scheinangriff oberhalb von Vicksburg. Jetzt, am 1. Mai, konnten Grants Soldaten unbehelligt den Mississippi überqueren.  


Grants nächstes Ziel war aber noch nicht die Stadt Vicksburg. Statt dessen hatte er vor, von Port Gibson aus direkt bis zur Hauptstadt Jackson (Mississippi) zu marschieren . Wenn er diese zunächst besetzten würde - so dachte Grant - wäre Vicksburg von der Versorgung abgeschnitten. Aber schon in Port Gibson, das ca. 16 Kilometer vom Mississippi entfernt lag, stieß die Unions-Armee auf leichten Widerstand. Hier waren 6000 konföderierte Soldaten stationiert, die aber leicht überwältigt werden konnten. Anschließend wartete Grant auf Sherman, der mit seinen Truppen schließlich am 8. Mai in Port Gibson eintraf. Die Truppenstärke auf Seiten der Union lag jetzt bei 40000 Mann. Pemberton standen nur 30000 Mann zur Verfügung. Er erkannte nun seine schwierige Lage und bat General Joseph Johnston, der sich von seiner in Seven Pines erlittenen Verwundung erholt hatte und dem am 9. Mai das Oberkommando über die Verteidigungsstellungen am Mississippi übertragen wurde, telegraphisch um Hilfe. In der Zwischenzeit marschierten von Raymond aus Unions-Soldaten unter McPherson nach Norden, um dort in Clinton die Southern Mississippi Railroad-Linie zu zerstören. Auf diese Weise wurde die Verbindung zwischen Vicksburg und Jackson unterbrochen. Anschließend schwenkte McPherson nach Osten, um sich kurz vor Jackson mit Sherman zu treffen, der mit Grant inzwischen in Raymond angekommen und von hieraus direkt losmarschiert war.


Am 14. Mai starteten beide Generäle einen Frontalangriff gegen 6000 konföderierte Soldaten, die sich in den Schützengräben vor der Stadt verschanzt hatten. Dank der Übermacht hatten sie ein leichtes Spiel, den Feind aus der Stadt zu vertreiben. Kaum war die Unionsflagge in der Hauptstadt gehisst, begannen Shermans Soldaten auch schon damit, die Warenhäuser und Fabriken der Stadt in Schutt und Asche zu legen. Unterdessen marschierten McPhersons Soldaten nach Westen in Richtung Vicksburg. Auch McClernand näherte sich der Stadt. Pemberton sah seine einzige Chance Vicksburg zu retten darin, dem Gegner schon weit vor der Stadt entgegenzutreten. Am 16. Mai kam es daraufhin bei Champion´s Hill, das auf Halbem Wege zwischen Vicksburg und Jackson lag, zur entscheidenden Schlacht des Feldzuges. Ca. 23000 konföderierte Soldaten standen hier 29000 Unions-Soldaten gegenüber. Die Gefechte dauerten mehrere Stunden. Anfangs konnte Pemberton sogar einige Erfolge verbuchen. Im laufe des Tages jedoch wurde sein ganzer linker Flügel von McPhersons Soldaten zerschlagen. Dabei verlor er eine ganze Division, bestehend aus ca. 3800 Soldaten. Dem Rest blieb nun nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Sie schafften es bis zum 16 Kilometer östlich von Vicksburg liegendem Big Black River. Hier wurden sie jedoch am 17. Mai von McClernands Männer eingeholt und vernichtend geschlagen.


Das, was jetzt noch übrig blieb, zog sich am Ende nach Vicksburg zurück und grub sich hier noch tiefer ein als zuvor. Die ganze Zeit hatte Pemberton auf Verstärkung von Johnston gehofft, die aber nicht kam. Grant hatte nun keine Zeit zu verlieren. Er wusste, dass der Gegner demoralisiert war und gab bereits zwei Tage später - am 19. Mai - den Befehl für einen Angriff. Um 14 Uhr vielen die ersten Schüsse. Es kam zu einem erbitterten Gefecht und teilweise kam es sogar zu Zweikämpfe. Die zahlreichen Schützenlöcher und Gräben, die die Stadt umgaben, die gefällten Bäume, die als Deckung dienten und insbesondere der Stacheldraht bildete jedoch ein fast unüberwindliches Hindernis. Sobald die Yankees ihre Deckung verließen, wurden sie mit einem Kugelhagel empfangen. Diesmal waren sie es, die sich zurückziehen mussten. Grant gab jedoch nicht auf. Für den 22. Mai plante er einen erneuten Angriff. Um 10 Uhr morgens zogen alle drei Korps unter Sherman, McClernand und McPherson in den Kampf. Aber es nützte nichts. Wieder gab es im gegnerischen Kugelhagel und Granatenbeschuss kein Fortkommen. Nur McClernand konnte an der linken Unionsflanke einen Durchbruch vermelden. Aber der Widerstand war auch hier schließlich so groß, dass McClernand bei Grant Verstärkung durch Sherman und McPherson anfordern musste, die sich vorher bereits zurückgezogen hatten. Grant willigte ein, jedoch musste er schließlich feststellen, dass das Manöver außer Verluste nichts einbrachte. Zum zweitenmal war es am Ende den Konföderierten gelungen, den Angriff der Yankees abzuwehren.


Grant sah nun ein, dass Vicksburg durch einen Frontalangriff nicht genommen werden konnte. Ihm blieb nun nichts anderes übrig, als die Stadt durch Belagerung auszuhungern. Für diese Aufgabe legten nun die Yankees Schützengräben an. Grant hoffte, den Feind auf diese Weise in einer Woche zu bezwingen, insbesondere bevor Johnston ihm in den Rücken fällt. Er war sich sicher, dass ihm das gelingen würde. "Der Fall Vicksburg sei nur noch eine Frage der Zeit", waren seine Worte. Schließlich dauerte es jedoch sechs Wochen. In dieser Zeit stand die Stadt jeden Tag unter Beschuss. Grant hatte seine Armee inzwischen auf 70000 Mann aufgestockt. Einen Teil davon schickte er unter Shermans Führung in Richtung Osten, um Johnstons Aktivitäten zu beobachten. Die Nahrungsvorräte in der Stadt versiegten. Bald begann man, Pferde und Maultiere zu essen, dann Hunde und Katzen und am Ende musste man sich mit Ratten und Mäusen begnügen. Viele Menschen starben an Krankheiten wie Skorbut und viele Soldaten desertierten. Es gab keine Möglichkeit für Pemberton, aus der Stadt auszubrechen. Zum einen hatte er den Befehl, Vicksburg zu halten, zum anderen waren er und seine restlichen Soldaten einfach zu schwach dafür. Im blieb nichts anderes übrig, als auf Johnstons Hilfe zu hoffen.


In der Stadt war es den Unions-Soldaten unterdessen gelungen, Teile der Befestigungsanlagen zu untergraben, um sie dann in die Luft zu sprengen. Am 20. Juni verbreitete die Vicksburger Zeitung, die mittlerweile auf Tapetenpapier gedruckt werden musste, die Nachricht, Johnstons Truppen würden bald kurz vor Vicksburg stehen. Diese Nachricht war jedoch eine "Ente". Johnston hatte gar nicht vor zu helfen. Er hielt eine Rettung Vicksburgs für aussichtslos. Dennoch zwang man ihn schließlich, sich mit seinen fünf Divisionen in Bewegung zu setzten. Seine Einsatzbereitschaft hielt sich aber in Grenzen und schließlich war es auch zu spät. Denn am 1. Juli 1863 kam General Pemberton zum Schluss, dass die Kapitulation das Beste sei. Seine eigenen Soldaten hatten ihm in einem Brief mit Meuterei gedroht, wenn er nicht endlich aufgeben würde, was immer noch besser wäre, als die Schmach der Fahnenflucht. Am 3. Juli bat Pemberton General Grant um eine Unterredung, um die Kapitulationsbedingungen auszuhandeln. Grant gestattete Pembertons Soldaten, die Stadt unbehelligt zu verlassen, bevor die Unionstruppen einmarschieren. Er bestand aber darauf, dass dieses bis zum 4. Juli geschehen müsste. Pemberton hielt sich an die Abmachung, so dass an diesem Tag auf dem Gerichtsgebäude der Stadt das Stars-and-Stripes-Banner der Union wehte.


Das war jedoch noch nicht das Ende. Grand hatte noch zwei Dinge zu erledigen. Zum einen musste er sich Johnston entgegenstellen, der ihn immer noch im Rücken angreifen konnte, zum anderen musste noch Port Hudson eingenommen werden, welches von den Konföderierten kontrolliert wurde. Johnston hatte sich mit seinen Soldaten mittlerweile nach Jackson zurückgezogen, in der Hoffnung, dass Sherman, der den Befehl für seine Verfolgung erhalten hatte, ihn dort angreift. Sherman hatte aber aus den Erfahrungen von Vicksburg gelernt und hütete sich vor einen Sturmangriff. Stattdessen wandte er die Taktik an, die Grant erst nach zahlreichen Verlusten ausführte: Die Belagerung der Stadt. Aber auch Johnston erkannte die Lage und er hatte nicht vor, für die Widerholung der Ereignisse in Vicksburg beizutragen.


So entschloss er sich am 16. Juli mit seiner Armee über den Pearl River zu fliehen. Für die Belagerung Port Hudsons war Unions-General Nathaniel Prentiss Banks zuständig. Bereits in der letzten Maiwoche hatte er damit begonnen. Was folgte, waren zwei Sturmangriffe, die von den Konföderierten aber erfolgreich abgewehrt werden konnten. Die Situation in Port Hudson war ähnlich wie in Vicksburg. Die Union war zwar zahlenmäßig wesentlich stärker, die Verteidigungsstellungen der Konföderierten waren aber auch hier so gut wie unbezwingbar. Wieder musste die Aushungerungs-Taktik angewandt werden und wieder hoffte man auf die Hilfe Johnston. Als aber die Nachricht eintraf, dass und insbesondere wie Vicksburg eingenommen wurde, lies sich auch der Kommandeur der Konföderierten am 9. Juli 1863 zur Aufgabe bewegen.


Mit der Einnahme von Vicksburg und Port Hudson, und durch den Rückzug der konföderierten Armee unter General Joseph Johnston, hatte die Union den wichtigsten strategischen Sieg errungen. Von nun an stand der Mississippi unter der Kontrolle der Yankees. Vereinzelt konnte der Fluss zwar noch von den Konföderierten überquert werden, der Transport ganzer Armeen und schwerer Waffen von einem Ufer zum anderen, war nun aber nicht mehr möglich. Die Konföderierte Armee war damit gespalten.











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