Abgesehen von der Schlacht am Antietam, hatte General Lee bis Mai 1863 nur Erfolge verbucht. Generäle wie z. B. Pope und Burnside mussten sich von ihm geschlagen geben. Anfang Mai 1863 bezwang Lee bei Chancellorsville (Virginia) trotz einer schlechteren Ausgangssituation die Potomac-Armee unter General Hooker. Bei all diesen Erfolgen dachte die Konföderation aber nicht daran, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Zwar wurde Hooker in Virginia geschlagen, dennoch war die Potomac-Armee noch sehr schlagkräftig, so dass sie eine ernsthafte Bedrohung darstellte. Und in Mississippi hatte General Grant seinen dritten Versuch gestartet, die Stadt Vicksburg einzunehmen, wobei er diesmal etwas erfolgreicher an die Sache heranging. Aufgrund all dieser Bedrohungen, benötigten die Konföderierten einen weiteren militärischen Erfolg in Form eines offensiven Verteidigungsschlages.


Daraufhin machte General Longstreet dem Kriegsminister James Seddon den Vorschlag, General Braggs Armee in Tennessee zu verstärken. Bragg hatte Anfang Januar 1863 durch General Rosecrans bei der Schlacht am Stones River eine strategische Niederlage verbuchen müssen. Nun sollte die verstärkte Armee seinerseits Rosecrans bis nach Ohio zurückdrängen. Als Nebeneffekt - so hoffte Longstreet - würde Grand die Einnahme von Vicksburg (Mississippi) aufgeben, um Rosecrans zur Hilfe zu eilen. Sein Vorschlag wurde jedoch von Seddon abgelehnt. Die Stadt Vicksburg war für beide Seiten einfach zu wichtig, da mit ihrer Besetzung der gesamte Mississippi kontrolliert werden konnte. Ob Grant von der Stadt ablassen würde, war somit fraglich. Statt dessen sollte Longstreet nach Vicksburg marschieren, um Pemberton und Joseph Johnston bei dessen Verteidigung zu helfen.


Aber auch dieser Vorschlag wurde abgelehnt und zwar von General Lee selbst. Zwar war dieser auch nur ein General, durch seine Erfolge in der Vergangenheit legte man jedoch auf seine Meinung großen Wert. Militärische Erfolge hatte Lee bisher nur auf eigenem Boden verbuchen können. Jetzt war es nach seiner Ansicht an der Zeit, den Feind auf seinem Gebiet zu schlagen. Dazu musste er möglichst früh in die Offensive gehen, bevor der Gegner sich mit seiner starken Streitmacht wieder anschicken würde den ersten Schritt zu tun. Sein Ziel war Pennsylvania. Wenn er in diesen Staat einmarschieren würde, könnte er auf dem Weg dorthin Washington, Baltimore und am Ende auch New York bedrohen. Hooker, der sich Anfang Mai über den Rappahannock River zurückgezogen hatte, wäre dann gezwungen gewesen ihm zu folgen, um die bedrohten Gebiete zu verteidigen.


Auch Grant würde sich vielleicht angesichts dieser Bedrohung dazu bewegen zur Hilfe zu kommen. Damit würde er den Feind mit einem Schlag aus den eigenen bedrohten Gebieten locken. Ein Sieg auf feindlichem Boden wäre dann für die Nordstaaten eine weitere Demütigung. Außerdem hofften beide Seiten auf europäische Anerkennung, und bei einen Erfolg der Konföderierten würden sich die Europäer vielleicht auf deren Seite stellen. Wichtig für eine solche Operation war eine zahlenmäßig starke Armee, die Lee nach langwierigen Bemühungen zusammenstellen konnte. Sie umfasste am Ende ca. 75000 Mann und setzte sich aus drei Korps und sieben Kavalleriebrigaden zusammen. Das I. Korps wurde von General Longstreet befehligt, das zweite von General Ewell und das dritte von General A.P. Hill. Die Kavallerie stand unter dem Kommando des Brigadekommandeurs "Jeb" Stuart. General Ewell hatte das Korps erhalten, das vorher von General "Stonewall" Jackson befehligt wurde, der in der Schlacht bei Chancellorsville gefallen war.


Am 2. Juni 1863 setzte sich Ewell mit seinem Korps als erstes in Bewegung, und zwar in Richtung Shenandoahtal. Hier sollte sich die gesamte konföderierte Armee treffen, um ungehindert in diesem Tal nach Norden zu marschieren. Hooker beobachtete zwar die feindlichen Truppenbewegungen, er konnte sich aber keinen Reim daraus machen. Dennoch musste er mit einem Überfall rechnen. Also schickte er am 9. Juni seine Kavallerie über den Rappahannock, um herauszufinden, was Lee vorhatte.


Hookers Reiter, die unter dem Kommando von General Pleasonton standen, erkannten schnell, dass der Feind auf dem Weg nach Norden war. Als sie bei ihrer Erkundung auf die Kavallerie von Stuart stießen, kam es bei Brandy Station zur größten Reiterschlacht des Bürgerkrieges, in dessen Verlauf die Yankees zurückgeschlagen wurden. Allerdings konnten sie dank der Erkenntnis, was der Feind im Schilde führte, einen Erfolg verbuchen. Hooker hatte danach keinen Versuch mehr unternommen, den Feind aufzuhalten. Daher erreichte Ewell nach drei Tagen ungehindert die sich im Shenandoahtal befindende Stadt Winchester. Hier, und in der weiter nördlich liegenden Stadt Martinsburg, stieß er zwar auf Widerstand, dennoch hatten hier die unterlegenen Yankees keine Chance, so dass Ewell am Ende 3500 feindlichen Soldaten gefangen nehmen konnte. Eine Woche später befand sich die ganze konföderierte Armee im Tal. Und wie man es von Hooker gewohnt war, unternahm er wieder mal nichts. Präsident Lincoln war von Hookers Trägheit garantiert nicht begeistert, dennoch wollte er nicht schon wieder den Kommandeur wechseln. Statt dessen zog er Truppen aus anderen Gebieten ab, um die von Hooker zu verstärken, so dass ihm schließlich 100000 Soldaten zur Verfügung standen.


General Lee hatte mittlerweile den Potomac überschritten und marschierte quer durch Maryland in Richtung Norden. Aber Hooker zögerte immer noch. Er war nicht in der Lage spontane und klare Entscheidungen zu treffen. Erst am 25. Juni gab er den Befehl zum Abmarsch. Am gleichen Tag setzte sich aber auch noch mal "Jeb" Stuart mit seiner Kavallerie in Bewegung. Er hatte von Lee den Befehl erhalten, den östlichen Flügel des Gegners zu umgehen. Der Flügel befand sich zwischen der konföderierten Armee und Washington. Stuart sollte den Feind durch Überfälle stören und dessen Kommunikation mit Washington unterbrechen. Unterdessen setzte der Rest der Unions-Armee die Verfolgung des Feindes fort. Am 27. Juni erreichten die ersten Truppen Fredericksburg. Lees Armee hatte jedoch bereits einen Vorsprung von zwei Tage. Während Longstreet und Hill die Stadt Chambersburg (Pennsylvania) besetzt hielten und sich anschickten, auf Gettysburg (Pennsylvania) zuzumarschieren, belagerte Ewell mit seinen Truppen die Städte Carlisle und York. Die Truppen in Carlisle hatten zunächst vor, in Harrisburg einzumarschieren, um dort eine Eisenbahnbrücke zu zerstören, womit die Hauptstrecke der Pennsylvania Railroad unterbrochen worden wäre.


Hooker hingegen äußerte während der ganzen Zeit seine Unzufriedenheit. Seine Armee wäre zu schwach für den Gegner und Washington würde nicht hinter ihm stehen. Lincoln hatte es während des ganzen Krieges mit derartigen Generälen zu tun. Auch General McClellan war ständig in Sorge einen übermächtigen Gegner vor sich zu haben und jetzt fing Hooker ebenfalls damit an. Vielleicht war es das beste was Lincoln passieren konnte, als am Abend des 27. Juni Hooker überraschenderweise seinen Rücktritt einreichte. Noch in der Nacht des 28. Juni ernannte Lincoln den Nachfolger. Er hieß George Gordon Meade. Meade übernahm eine gut ausgerüstete Armee, die aus sieben Korps bestand. Die Korps wurden jeweils befehligt von den Generälen Reynolds (I.), Hancock (II.), Sickles (III.), Sykes (V.), Sedgwick (VI.), Howard (XI.) und Slocum (XII). Außerdem gab es drei Kavalleriedivisionen die unter dem Kommando von General Pleasonton standen. Ca. 90000 Soldaten standen General Meade insgesamt zur Verfügung. Als Meade erfuhr, wo sich der Feind zur Zeit aufhielt, setzte er sich sofort in Bewegung in Richtung Pennsylvania, um die Invasion zu vereiteln. Die Stadt Gettysburg wurde von den besetzten Städten förmlich umringt. Während Chambersburg westlich von Gettysburg lag, befand sich York östlich, und die Stadt Carlisle nördlich davon. Gettysburg selber war zwar für eine Belagerung uninteressant. Hier befand sich aber eine Wegkreuzung und es lag nahe, dass Lee seine Truppen an dieser Kreuzung konzentrieren würde. Meade hatte nicht vor, in der Stadt eine Schlacht zu beginnen. Statt dessen sah er eine günstigere Position an dem Fluss Pipe Creek, da es hier für seine Soldaten gute Verteidigungsmöglichkeiten gab. Dennoch musste auch Meade seine Truppen konzentrieren, und dafür war nun einmal die Wegkreuzung in Gettysburg am geeignetsten. So hatten zwei Generäle den gleichen Gedanken.


Am 30. Juni 1863 waren bereits zwei Unions-Brigaden in der Stadt eingetroffen, die unter dem Kommando von General John Buford standen. Da die Kreuzung von Berghängen umgeben war und Buford mit dem Einmarsch der Konföderierten rechnete, postierte er seine Brigaden auf erhöhtem Gelände nordwestlich der Stadt. Am nächsten Tag strömten insgesamt ca. 165000 Soldaten auf Gettysburg zu. Lees Armee vom Norden her, Meades vom Süden. Die erste konföderierte Division, die die Stadt erreichte, stand unter dem Kommando von General Heth. General A.P. Hill hatte am Vortag erfahren, dass es in der Stadt einen großen Vorrat an Schuhen gab, die seine Soldaten gut gebrauchen konnten. Daher gab er Heth die Erlaubnis, die Schuhe am frühen Morgen des 1. Juli zu holen. Als Heths Truppen sich dem Stadtrand näherten, wurden sie bereits von Bufords Soldaten erwartet. Es entwickelte sich eine zweistündige Schlacht, in der es Buford dank seiner günstigeren Position gelang, die Konföderierten trotz Unterlegenheit aufzuhalten. Er hoffte während der Schlacht auf Hilfe von General Reynolds. Als dieser dann einige Stunden später eintraf, waren Bufords Truppen bereits im Begriff sich zurückzuziehen. Jetzt jedoch eilten Reynolds Männer herbei, um den Vorstoß der Konföderierten erfolgreich zu stoppen. Die Gegenwehr kostete aber erhebliche Verluste. Zwei Drittel der Unions-Soldaten wurden getötet oder verwundet. Auch General Reynolds erlag einem Kopfschuss.


Immer mehr Truppen strömten von allen Seiten auf Gettysburg zu. Am Mittag trafen die Truppen von Unions-General Howards ein und bezogen nördlich der Stadt sofort ihre Stellungen. Sein Ziel war es, die ersten Divisionen aus Ewells Korps zu stoppen, die sich im Eiltempo der Stadt näherten. Am Nachmittag um 15 Uhr standen sich beide Seiten in einem Halbkreis von fünf Kilometer gegenüber, der sich bei Gettysburg von Westen bis nach Norden erstreckte. Mit 24000 Soldaten waren die Konföderierten den 19000 Soldaten der Union zahlenmäßig überlegen.


Einige Zeit später bliesen Ewell und Hill, der ebenfalls am Kriegsschauplatz eingetroffen war, zum Angriff. Die Wucht des Angriffs war so groß, dass Howards Truppen keine Chance hatten. Der gesamte rechte Flügel brach zusammen und den Unions-Soldaten blieb nichts anderes übrig, als den Rückzug durch Gettysburg zum Cemetery Hill anzutreten, der zwei Kilometer südlich von der Stadt entfernt lag. Allerdings kann man nicht von einem geordnetem Rückzug sprechen. In den schmalen Straßen gab es ein furchtbares Durcheinander. Viele Soldaten verliefen sich, andere versuchten sich zu verstecken und wieder anderen viel nichts besseres ein, als zu Plündern. Auf diese Weise brachen die einzelnen Einheiten auseinander und die Konföderierten waren ihnen immer noch auf den Fersen. Viele Soldaten wurden schließlich gefangen genommen und nur wenige erreichten den Cemetery Hill. Zu deren Erleichterung trafen sie dort jedoch auf ihre eigenen Leute, die unter dem Kommando von General Hancock standen. Hancock hatte mit seiner Brigade auf dem erhöhten Gelände eine halbkreisförmige Verteidigungslinie gebildet, die vom Culp´s Hill über dem Cemetery Hill, dann über den Cemetery Ridge bis zum Little Round Top reichte, und im Laufe des Tages auch noch verstärkt werden konnte. So gelang es den Yankees am Abend endlich, die feindlichen Verfolger zu stoppen. Allerdings mussten dabei über die Hälfte der Unions-Soldaten ihr Leben lassen oder wurden verwundet. Aber auch die gegnerischen Seite wurde um 40 Prozent dezimiert.


Bis zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würden die Konföderierten wieder einen Sieg davon tragen. Für General Lee war die Schlacht aber noch nicht beendet. Ihm war klar, dass er keine Chance mehr haben würde, wenn der Feind die Stellung im erhöhten Gelände hält und durch Verstärkung noch weiter ausbaut. Also musste er dort vertrieben werden. Da Lee das Gelände aber nicht kannte und auch keine Zeit mehr hatte, sich kundig zu machen, überließ er Ewell die Entscheidung für oder gegen einen Angriff. Lee war davon überzeugt, dass General "Stonewall" Jackson garantiert angegriffen hätte, und er hoffte, dass Ewell es ebenfalls tun würde - er tat es aber nicht. Seiner Ansicht nach war die Stellung schon uneinnehmbar. Und so kam, was kommen musste. Die dezimierte Unions-Armee wurde in den nächsten Stunden immer mehr verstärkt. Erst erreichte Slocum mit seinem XII. Korps das Schlachtfeld, ihm folgte das III. Korps unter Sickles und schließlich traf im Morgengrauen des 2. Juli General Meade höchstpersönlich ein.


Obwohl er die ganze Nacht durchgeritten war, gönnte er sich keine Ruhe. Zunächst erkundigte er sich bei seinen Untergebenen nach der Lage, danach baute er die Stellung weiter aus. Unter anderem sollte General Sickles mit seiner Truppe die linke Unions-Flanke halten, die sich am Südende des Cemetery Ridge befand. Da aber das Gelände an dieser Stelle ziemlich flach war, glaubte Sickles, einen besseren Ort für die Verteidigung finden zu müssen. Also entschloss er sich, ca. einen Kilometer vorzurücken und zwar bis zur Emmittsburg Straße, die in südwestlicher Richtung an Gettysburg vorbeiführte. Von hier aus rückten Sickles Truppen bis zu einem Felsvorsprung vor, über dem eine Birnenplantage lag und der links an ein Gelände grenzte, das von Felsbrocken nur so übersäht war. Das Gelände wiederum befand sich am Fuße des Little Round Top, dem "Devil´s Den". Nun hatte Sickles zwar eine gute Verteidigungsmöglichkeit, da er sich auf erhöhtem Gelände befand, er war aber von der übrigen Front abgeschnitten und konnte von zwei Seiten angegriffen werden. Dadurch war der komplette linke Flügel von Meades Linie gefährdet. Meade erfuhr erst spät von Sickles eigenmächtiges Manöver, und auch Sickles sah ein, dass seine Entscheidung ein Fehler war. Für eine Korrektur dieses Fehlers war es aber zu spät, da die Konföderierten begonnen hatten anzugreifen.


Noch am Vorabend hatte Longstreet die Stellungen der Union beobachtet und er war sich dabei sicher, dass ein Angriff wenig Erfolg haben würde, da die feindlichen Truppen zu gut positioniert waren. Daher schlug er Lee vor, die Südflanke des Feindes zu umgehen, um sich zwischen den Unions-Truppen und Washington zu stellen. Washington wäre dadurch bedroht gewesen und Meade hätte sich vielleicht gezwungen gefühlt, die Konföderierten anzugreifen, und zwar an einem Ort, den Longstreet ausgewählt hätte. Lee lehnte jedoch ab. Den Feind hatte er zwar in der Sieben-Tage-Schlacht und in Chancellorsville geschlagen, es waren aber keine Vernichtungsschläge. Das wollte er nun in Gettysburg nachholen.


Obwohl sich Lee darüber im Klaren war, dass Longstreet seine Pläne ablehnte, befahl er ihm, die linke Unions-Flanke mit zwei Divisionen anzugreifen. Hill sollte währenddessen mit einer Division - seine zwei anderen Divisionen waren durch den Kampf vom Vortag nicht mehr einsatzfähig - die Mitte der gegnerischen Linie halten, und Ewell war schließlich für den rechten feindlichen Flügel zuständig. Sobald Longstreet angreifen würde, sollte Ewell seinerseits den rechten Flügel angreifen um den Feind an sich zu binden, damit dieser dem linken Flügel nicht zur Hilfe kommen konnte. Lee hatte Longstreet befohlen, möglichst am frühen Morgen anzugreifen. Die beiden Divisionen, die unter dem Kommando von den Generälen McLaws und Hood standen, trafen aber nach einem langen Nachtmarsch erst um 9 Uhr ein.


Longstreet weigerte sich danach immer noch, Lees Befehl auszuführen. Er ärgerte sich weiterhin über Lees Ablehnung, die feindlichen Flanke zu umgehen. Erst Nachmittags um 16 Uhr war Longstreet endlich bereit den Feind anzugreifen. Mit lautem Gebrüll stürmten 15000 konföderierten Soldaten auf den Feind zu. Der Angriff war vernichtend. Zunächst wurden von Hoods Männern die Unions-Einheiten aufgerieben, die sich zwischen dem Devil´s Hill und einem Weizenfeld befanden. Danach schlugen in der Birnenplantage McLaws Truppen mit erbarmungsloser Härte zu. Bei den Kämpfen, die als die Blutigsten des gesamten Krieges galten, verlor General Sickles ein Bein. Während des Gefechtes erkannten Hoods Regimenter, dass der Little Round Top nicht wie erwartet vom Feind besetzt war. Also kam man zu dem Schluss, diese Erhebungen mit Artillerie zu besetzten, um die gesamte Unions-Linie von hier aus unter Feuer zu nehmen. Als die Konföderierten jedoch den Hügel hinaufstürmten, konnte ihr Angriff durch eine Brigade des V. Korps abgewehrt werden.


Meades Männer hatten rechtzeitig erkannt, was die Konföderierten vorhatten, so dass sie den Hügel noch vor dem Feind besetzten konnten. Was folgte, war eine blutige Schlacht um den Hügel, in deren Verlauf die Yankees ihre Stellungen verstärkten. Dennoch schien es zunächst so, dass sie den Hügel verlieren würden. Immer wieder starteten die Konföderierten einen neuen Angriff. Ein Drittel der Soldaten auf Seiten der Union mussten ihr Leben lassen. Langsam ging ihnen die Munition aus. Ihre Lage war hoffnungslos, bis die Einheit von einem gewissen Oberst Chamberlain den Befehl bekam, die Bajonette aufzupflanzen, um in einem Sturmangriff gegen den Feind anzugehen. Als die Yankees den Angriff starteten, stießen sie auf relativ wenig Widerstand. Ihr Vorteil lag darin, dass sie den Hügel hinab rennen konnten, während die feindlichen Soldaten bergauf kämpfen mussten. Die Konföderierten waren durch den Bajonettangriff so schockiert, dass sie sich zum größten Teil ergaben. Damit war es den Yankees gelungen, ihre Stellungen auf dem Little Round Top dauerhaft zu halten. Bei diesem Gefecht wurde General Hoods linker Arm zu schwer verletzt, dass er ihn bis zu seinem Lebensende nicht mehr bewegen konnte.


So erfolgreich die Verteidigung des Hügels auch war, dass III. Korps unter dem Kommando von Sickles musste mehr und mehr zurückweichen. Bis zum Anbruch der Nacht versuchten die Unions-Soldaten ihre Stellungen zu verteidigen, aber ohne Erfolg. Schließlich wurde das gesamte III. Korps in einer grausamen Metzelei vernichtet. Die überlebenden Soldaten hatten nur noch einen Gedanken: Die Flucht, und zwar zum Little Round Top. Durch Sickles eigenmächtige Verlagerung seiner Truppen entstand eine weitere Lücke in der Unionslinie. Sie befand sich ungefähr in der Mitte der Front auf dem Cemetery Ridge und musste nun von Hancocks II. Korps gehalten werden. Auch hier versuchten die Konföderierten die Stellungen der Yankees einzunehmen. Hancock standen für die Verteidigung nur 262 Mann zur Verfügung. Dennoch schaffte er es, den Angriff von 1600 feindliche Soldaten abzuwehren, und zwar so lange, bis Verstärkung eintraf. Später wagte er sogar mit seinen verstärkten Truppen einen Gegenangriff, wobei er den Feind erfolgreich in die Flucht schlagen konnte. Das ganze hatte aber seinen Preis: Von den 262 Mann beispielsweise, die alle Kampferfahrung hatten, kehrten nur 47 wieder zurück. Auch die rechte Unions-Flanke konnte sich gegen die Attacken durch Ewells Regimenter erfolgreich zur Wehr setzten. Das lag einmal an dem entschlossenen Widerstand, den die Yankees leisteten, zum anderen aber auch an der unkoordinierten und miserablen Ausfügung des Angriffs. Zwar konnten einige konföderierte Einheiten ein paar Schützengräben einnehmen, diese waren aber von den Yankees sowieso nicht mehr besetzt, so dass diese Eroberungen keine strategische Bedeutung hatten.


Am Ende des zweiten Tages hatte sich gezeigt, dass diesmal nicht die Generäle der Konföderierten die besseren Feldherren waren - wie man es früher gewohnt war -, sondern die der Union. Dank ihrer Entschlossenheit und der Verlegung der Truppen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, sowie der mangelnden Einsatzbereitschaft von General Longstreet, war es der Union gelungen, den größten Teil ihrer Stellung - das III. Korps unter Sickle war jedoch verloren - zu halten.


Am Abend berieten sich die Generäle der Union, was nun zu tun sei. Bei dem Gespräch wurde sogar ein Rückzug nicht ausgeschlossen. Dennoch entschieden sie sich für die defensive Verteidigung ihrer Stellung. Für einen Angriff wollten sie sich noch etwas Zeit lassen und erst einmal abwarten, ob der Feind nicht angreifen würde. Für diesen Fall hatte Meade mit einer Attacke auf die Mitte der Front gerechnet.


General Lee war tatsächlich entschlossen, in die Offensive zu gehen. Nachdem er eine Bilanz der letzten zwei Tage gezogen hatte, kam er zum Schluss, dass dieses wohl die schlechteste Schlacht seiner Karriere war. Zwar war er mit nichts und niemanden zufrieden, nicht mit dem zögerlichen Longstreet, nicht mit dem unbekannten Schlachtfeld, nicht mit dem Feind, der diesmal so stark war und nicht mit seinen Gesundheitszustand. Dennoch war er fest entschlossen, doch noch einen Sieg davonzutragen. Und tatsächlich sah sein Plan vor, als erstes die Mitte der Unions-Front anzugreifen. Dann sollte Stuart die Front umgehen und den Feind in den Rücken fallen, während Ewell die Aufgabe hatte, die rechte Flanke anzugreifen. Leider klappt nicht immer alles so, wie man es gerne hätte.


Denn in der Nacht zum 3. Juli waren Soldaten der Union, die am Vortag zur linken Flanke versetzt wurden, wieder auf die rechte Seite der Front zurückgekehrt, um die von den konföderierten Einheiten besetzten Schützengräben zurückzuerobern. Ewell war dadurch gezwungen, den Angriff auf der rechten Seite - genauer gesagt am Fuße des Culp´s Hill - zu beginnen. Sieben Stunden dauerte das Gefecht und am Ende obsiegten die Yankees.


Während dieser Zeit bekam Longstreet von Lee nun den Befehl, die Mitte der Unions-Front auf dem Cemetery Ridge anzugreifen. Mit ca. 14000 Soldaten - zusammengestellt aus der gerade eingetroffenen Division von General Pickett und zwei Divisionen von General Hill - sollte er über ca. 1200 Meter offenes Gelände den 150 feindlichen Kanonen entgegen marschieren. Verständlich, dass Longstreet mit diesem Plan nicht ganz einverstanden war. Er beschwor Lee, von dem Plan abzulassen und lieber die linke Flanke von Meade zu umgehen. Doch Lee ließ sich nicht umstimmen. Zähneknirschend führte Longstreet den Befehl aus. Dazu versammelte er die gesamte Artillerie der Konföderierten. Mit 159 Kanonen eröffnete er dann um 13.07 Uhr das Sperrfeuer. Die Artillerie des Feindes sollte auf diese Weise vertrieben werden, bevor der Vormarsch beginnen würde. Die Yankees jedoch hielten sich mit ihrem Gegenfeuer zurück. General Hancock dachte sich, dass dem feindlichen Beschuss ein Angriff folgen würde, so dass er es vorzog, ohne große Gegenwehr in Deckung zu gehen. Da der Gegner nicht zurück feuerte, dachte Longstreet, die feindliche Artillerie außer Gefecht gesetzt zu haben. Picketts war schon ungeduldig und flehte Longstreet an, endlich den Befehl zum Angriff zu geben. Das tat er dann auch gegen 15 Uhr, allerdings widerstrebend.


Was folgte, war der größte Infanterieangriff des Bürgerkrieges. Auf einer Frontlänge von über anderthalb Kilometer gingen die konföderierten Soldaten gegen den Feind vor. Zunächst kamen Picketts Soldaten noch gut voran. Kaum waren sie jedoch in Schussweite, eröffneten die Yankees plötzlich das Feuer. Mit lautem Geschrei stürmten die Konföderierten auf den Hügel zu und je näher sie kamen, umso mehr fanden den Tod. Dennoch gelang es einer nicht geringen Zahl von Soldaten, den felsigen Hügel hinaufzustürmen. Spätestens hier jedoch, hatten sie keine Chance mehr. Der Feind hatte sich hinter Felsen und einer Steinmauer verschanzt. Nun wurden sie nicht nur von vorne beschossen. Einige Regimenter der Union schwenkten nach links und rechts aus, um den Gegner an beiden Flanken mit ihren Gewehren unter Beschuss nehmen zu können. Nur ca. 200 Mann gelang es, die vorderste Linie der Union zu durchbrechen. Der erste, der es schaffte, war General Lewis A. Armistead, der aber tödlich verwundet wurde, als er mit seiner Hand ein feindliches Geschütz berührte. Nachdem die Konföderierten zurückgedrängt wurden, mussten die Überlebenden noch einmal die gleiche Strecke bis zu ihrem Ausgangspunkt zurückrennen. Auch dabei fiel eine großen Anzahl von Soldaten den Kanonen zum Opfer. Erst nach einer halben Stunde war das Gemetzel zu Ende. Schließlich blieben ca. 7000 Soldaten auf dem Schlachtfeld zurück.


Nachdem Lee erkannte, dass die Schlacht verloren war, übernahm er die Verantwortung. "Das ist alles meine Schuld" waren seine Worte. Da er befürchtete, dass Meade zu einem Gegenschlag ausholen würde, baute er aus den restlichen Einheiten eine Verteidigungslinie auf. Meade hatte aber nicht vor anzugreifen. Seine Ehrfurcht vor dem Feind war immer noch zu groß. Außerdem wusste er nicht, wie angeschlagen die Konföderierten waren. Er konzentrierte sich statt dessen auf einen Angriff von Stuart, der ihn ja im Rücken attackieren sollte. Dieser war aber schon längst von einer Unionskavallerie aufgehalten worden, wovon Meade zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste. Später wurde der General für seine mangelnde Bereitschaft dem Feind nachzusetzen kritisiert.


In der Nacht zum 4. Juli zog sich Lee mit seiner Armee zum Potomac River zurück. Da die Konföderierten aber die Pontonbrücke der Yankees zerstört hatten und es zudem noch stark regnete, war die Überquerung des Flusses unmöglich geworden. Zuerst mussten daher einige Lagerhäuser eingerissen werden, um aus dem Material eine Notbrücke zu bauen. Präsident Lincoln sah nun die Gelegenheit, General Lees Armee den Gnadenstoß zu versetzten. Er war sich sicher, würde Meade nun sein Werk vollenden, wäre der Krieg gewonnen. Meade ging aber sehr zögerlich an die Sache heran. Erst am 12. Juli brachte er seine Truppen in Stellung und am Folgetag wollte er angreifen. Als ein konföderierter Soldat, der angeblich desertiert war, den Unions-Generälen davon berichtete, dass Lees Armee wieder voll einsatzfähig sei und nur darauf warten würde, den Angreifer zurückzuschlagen, wurde Meade noch vorsichtiger als er schon war. So verstrich der ganze 13. Juli, ohne das etwas geschehen war. Erst am 14. Juli tasteten sich Meades Truppen langsam an den Feind heran. Diesem war es aber mittlerweile gelungen, den Potomac zu überqueren. Meade war zu spät gekommen.


Pläne für eine weitere Invasion hatte Lee sich danach abgeschminkt. In diesem Krieg sollte es seine letzte Offensive gewesen sein. Einen Monat später bot er Präsident Jefferson Davis seinen Rücktritt an, dieser lehnte jedoch ab. Trotz dieser Niederlage galt Lee immer noch als ein zuverlässiger und guter General, was er auch in der Folgezeit noch beweisen sollte.


Auch wenn man bei dem Sieg von einem Erfolg sprechen kann, der Preis dafür war sehr hoch. Ca. 23000 Unions-Soldaten verloren entweder ihr Leben, waren Verwundet oder wurden gefangen genommen. Die Konföderierten hatten ca. 28000 Opfer zu beklagen. In der Nacht zum 4. Juli zog Lee sich zurück und am 4. Juli kapitulierten die Konföderierten in Vicksburg. Dank dieser beiden Ereignisse kann man wohl von einem Wendepunkt des Krieges für die Union sprechen.






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