Unmittelbar nach dem großen Sieg bei Chattanooga wurde General Grant von Präsident Lincoln zum Oberbefehlshaber der gesamten Unionsarmeen und gleichzeitig zum Generalleutnant ernannt. Kaum hatte er sein Amt erhalten, schmiedete er auch schon neue Kriegspläne, nach denen die einzelnen Armeen an den verschiedensten Fronten koordiniert vorgehen sollten. Während die Generäle Sherman, Banks, Sigel und Butler weitere Vorstöße in Georgia und Alabama bzw. im Shenandoahtal und nach Richmond in Virginia vornehmen sollten, hatte Grand selber vor, sich mit General Meade, dem Befehlshaber der Potomac-Armee, zwischen Washington und Richmond - ebenfalls in Virginia - zu treffen, um direkt gegen General Lee vorzugehen.


 Die Potomac-Armee umfasste zu diesem Zeitpunkt eine Gesamtstärke von 120000 Soldaten. Demgegenüber konnte Lee nur 64000 Soldaten aufbringen und das auch nur, nachdem er Longstreet mit seinen zwei Divisionen aus Tennessee zurückbeordert hatte. Grants ursprünglicher Plan sah vor, auf dem Wasserweg die Küste Virginias mit der Hälfte der Potomac-Armee zu umfahren, um an der Küste North Carolinas zu landen und von dort aus ins Landesinnere in westlicher Richtung vorzudringen. Sein Ziel wäre die Stadt Raleigh gewesen, von wo aus er die Eisanbahnverbindungen zwischen Lee bzw. Richmond und den südlichen Staaten unterbrechen wollte. Auf diese Weise müsste Lee auf Nachschub und Verstärkung verzichten, was bei einem Kampf gegen Meades Armee von großem Nachteil gewesen wäre.


Präsident Lincoln hatte jedoch Bedenken. Er kannte Lees Risikobereitschaft und fürchtete, dass dieser Angesichts der durch die Teilung geschwächten Potomac-Armee einen Angriff auf Washington wagen würde. Also lehnte er den Plan ab. Grant war damit gezwungen, an dem ursprünglichen Ort zwischen Washington und Richmond zu kämpfen. Er wusste, dass hier seine Position trotz seiner starken Armee gegenüber Lees schwächer war. Lee hatte seine Armee südlich des Rapidan Rivers stationiert. Wenn Grant nun angreifen wollte, musste er erst den Fluss überqueren. Außerdem kannte Lee das Gelände wie seine Westentasche. Für Grant hingegen war die Gegend völlig unbekannt. Dennoch war er fest entschlossen, den Feind auf diesem Gebiet zu schlagen. Er hatte vor, Lees rechte Flanke zu umgehen, um sie dann aufzurollen. Hier konnte er dann dank des Chesapeake River seine Nachschublinie auf dem Wasserweg aufrecht erhalten. Wichtig bei dem ganzen Vorhaben war nur, dass alles schnell gehen musste. Der Rapidan River musste schnell durchquert werden, um schließlich ein fast undurchdringliches Waldstück zu erreichten. Dieses Waldstück, das Wilderness genannt wurde, musste ebenfalls schnell durchquert werde, bevor Lee versuchen würde, die Potomac-Armee aufzuhalten. Denn ein Kampf in der Wilderness würde die zahlenmäßige Überlegenheit der Union zunichte machen.


Am 4. Mai, kurz nach Mitternacht, gab Grant den Befehl zum Vormarsch. Zwei Kavalleriedivisionen, die jeweils von den Kommandeuren Wilson und Gregg befehligt wurden, erreichten als erste den Rapidan River. Sie hatten die Aufgabe, Pontonbrücken zu bauen. Wilson war für die Erstellung der Brücken an der Germanna Furt zuständig, Gregg für die Brücke an der Ely Furt. Nachdem sie bei Tagesanbruch ihre Arbeit beendet hatten, konnten General Warren mit seiner Infanterie und General Hancock mit dem II. Korps als erste den Fluss überqueren. Der Vormarsch dauerte den ganzen Tag. Im Laufe des Tages überquerten immer mehr Unionstruppen den Fluss, so dass um 18 Uhr die ganze Potomac-Armee ihre ersten Stellungen bezogen hatten. Zunächst war es wichtig, zwei der wenigen Straßenkreuzungen zu halten, um den Marsch nach Süden fortsetzen zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Plan ohne großen Zwischenfälle ausgeführt. General Lee ahnte jedoch, dass der Feind den Fluss überqueren würde und er hatte auch nicht vor, das zu verhindern. Im Augenblick stand ihm aber nur General Ewells Korps zur Verfügung, da dieser der Wilderness am nächsten stand. Longstreets und auch General A. P. Hills Divisionen waren noch zu weit weg, um an diesem Abend rechtzeitig eintreffen zu können.


Zum Glück für Lee, gab Grant erst am nächsten Morgen den Befehl für die Fortsetzung des Vormarsches. Denn mittlerweile waren auch Hills Divisionen eingetroffen. Zwar war die Armee der Rebellen damit immer noch zahlenmäßig unterlegen, dank der für sie günstigeren Lage, hatte sie aber zumindest die Chance, den Feind aufzuhalten, bis Verstärkung eintreffen würde. Gegen 6 Uhr kam es dann zum ersten Feindkontakt. Beide Seiten bildeten sofort eine Linie, wobei zunächst Ewells Truppen gegen Warren und General Sedgwick kämpften, während Hills Truppen  Wilsons Kavallerie angriffen, vorauf die sich zurückziehen mussten. Hill hatte nun die Möglichkeit, sich Warrens linker Flanke immer mehr zu nähern. Nun musste Hancock eingreifen, um den Angriff von Hill abzuwehren, was ihm schließlich auch gelang. Dennoch geriet die Sache für die Yankees immer mehr aus dem Fugen.


Als Grant persönlich auf dem Schlachtfeld eintraf, war er außer sich vor Wut, dass General Meade nicht mehr Divisionen aus dem V. Korps ins Feld schickte. Nun nahm er die Sache selber in die Hand und krempelte seinen Plan völlig um. Seine Absicht, durch die Wilderness zu marschieren gab er auf, da es jetzt sowieso zu spät war. Also entschied er sich für einen Sturmangriff innerhalb der Wilderness. Als Warrens und Sedgwicks Divisionen angriffen, stießen sie auf eine konföderierte Linie, die von General Johnson kommandiert wurde. Die Linie bestand aus vier Brigaden, und es war fast unmöglich, sie zu durchbrechen. Da die Soldaten einer Brigade aber gleich zu Beginn die Flucht ergriffen, konnten die Yankees immer weiter vordringen. Als die Linie gegen 13 Uhr drohte zusammenzubrechen, kam General Earlys Division zur Hilfe.


Dennoch gelang es den Yankees irgendwie, die konföderierte Linie zu durchbrechen. Daraufhin befahl Lee sofort einen Gegenangriff auf beide Flanken des Gegners. Und tatsächlich gelang es, den Vormarsch zu stoppen und die Yankees sogar bis zu ihrem Ausgangspunkt zu verfolgen. Plötzlich wurWildernessde das Unterholz im Rücken der Konföderierten durch explodierende Granaten in Brand gesetzt. Viele tote aber auch verwundete Soldaten mussten verbrennen. Ihre Patronentaschen explodierten in der Hitze und es entstand ein unvorstellbares Inferno. Wenn das Feuer nicht entfacht worden wäre, hätten die überlebenden konföderierten Soldaten den Gegner vielleicht vernichten können. Sie ließen aber von diesem Vorhaben ab und kümmerten sich um ihre Kameraden im Feuer, um zu retten, was zu retten war. Unterdessen hatten die Unionstruppen die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln. Grant zögerte daraufhin nicht lange, einen Neuangriff zu starten. Diesmal gab er Hancock den Befehl. Ca. eine Stunde später blies Hancock zum Angriff. Ihm standen dabei 17000 Mann zur Verfügung. Der Gegner hatte nur 6000 und dennoch erwies sich die Attacke als schwierig. Wieder lagen die Konföderierten durch ihre Ortskenntnis und der besseren Stellung im Vorteil. Kaum hatten die Yankees angegriffen, kamen ihnen mehrere Salven entgegen. Sie hatten dadurch keine Chance vorzustoßen. Nach ca. einer Stunde mussten sie ihr Vorhaben aufgeben. Dennoch startete Hancock gegen 18:30 Uhr einen erneuten Versuch. Diesmal wollte er die Flanken des Gegners zur Rechten und zur Linken aufbrechen. Wie beim vorherigen Angriff waren die Yankees auch diesmal in der Überzahl, und diesmal hatten die Konföderierten große Mühe, den Feind aufzuhalten. Lee schickte immer mehr Verstärkungstruppen an die Front, um wenigsten bis zum Einbruch der Dunkelheit durchzuhalten. Der Kampf tobte an diesem Tag noch mal zweieinhalb Stunden und gegen 21 Uhr war er beendet. Am Ende hatte keine der beiden Seiten den jeweiligen Gegner entscheidend schlagen können. Lee war es gelungen, den Feind aufzuhalten, Grant hatte nun zumindest eine günstige Stellung erreicht, aus der er am nächsten Tag den Gegner angreifen konnte. Da dem General an diesem Abend zudem noch zahlreiche ausgeruhte Truppen zur Verfügung standen, war für ihn die Ausgangssituation für einen erneuten Angriff günstiger.


Am 6. Mai sollte der Vorstoß um 5 Uhr beginnen. Grant wartete noch auf General Burnside, der mit seinen Divisionen noch nicht eingetroffen war. Sedgwick und Warren hatte den Befehl, an der linken feindlichen Flanke ein Ablenkungsmanöver durchführen, um den Gegner an sich zu binden, damit Hancock, dessen direkter Gegner General Hill war, an der rechten Flanke ungestört angreifen konnte. Grant hoffte, dass auf diese Weise eine Lücke in der Mitte der feindlichen Linie entstehen würde, die Burnside dann durchstoßen sollte, um die Armee in zwei Hälften zu spalten. Während Sedgwick und Warren sich auf ihren Kampf vorbereiteten, ergriff bereits eine halbe Sunde früher Ewell die Initiative, indem er einen Überraschungsangriff startete. Dabei hatte er jedoch keine Chance. Ihm gelang es zwar, den Feind zu verwirren, nach dessen Gegenschlag musste er aber wieder zu seiner Ausgangsposition zurückweichen. Hier aber konnte er dank Johnsons Brustwehren weitere Angriffsversuche der Yankees abwehren, und zwar so erfolgreich, dass er sogar in der Lage war, Hill an der rechten Flanke Truppen zur Verfügung zu stellen. Hier hatte Hancock ebenfalls mit dem Angriff begonnen. Obwohl der Feind an dieser Stelle verstärkt werden konnte, erzielte Hancock beachtliche Erfolge. Die Lücke in der Mitte wurde immer größer. Jetzt war der mittlerweile eingetroffene Burnside an der Reihe. Ihm schien aber wohl nicht klar gewesen zu sein, welche Gelegenheit er hatte, den Feind völlig zu vernichten.


Zunächst ließ Burnside sich viel Zeit. Es vergingen anderthalb Stunden, bis er seine Truppen in Stellung brachte. Dann setzte er nicht alles ein was er hatte, sondern begnügte sich mit nur einer Division. Es hätte das Ende der konföderierten Armee sein können. So gelang es ihnen zumindest - dank Hancocks erfolgreichen Vorstoßes - den Gegner durch den Wald zu jagen und anderthalb Kilometer zurückzudrängen. Dann trat jedoch das ein, was Grant immer befürchtet hatte: Longstreets Einmischung. Denn dieser hatte mittlerweile das Schlachtfeld erreicht. Als die zurückweichenden Soldaten auf ihn trafen, schöpften sie neuen Mut und gingen nochmals in Stellung. Hancocks Vorstoß war jetzt nicht mehr so leicht. Er stieß auf erheblichen Wiederstand. Selbst Lee persönlich wollte mit einer Brigade aus Texas zum Gegenangriff starten. Er wurde aber mit den Worten "Zurückbleiben, General Lee, zurückbleiben!" davon abgehalten. Schließlich gelang es den Konföderierten, den Vorstoß auf der ganzen Linie nicht nur zu stoppen, sondern den Gegner auch zurückzudrängen.


Dennoch ließ Grant sich nicht entmutigen. Er verstärkte Hancocks Truppen noch mal durch eine von Burnsides Divisionen. Hancock startete daraufhin einen erneuten Angriff um ca. 8.30 Uhr. Seine Soldaten waren aber durch den vorherigen Angriffsversuch zu sehr geschwächt. Außerdem war ihre Moral angesichts der Tatsache, dass ihnen der erfolgreiche Longstreet gegenüberstand, am Ende. Somit war auch dieser Angriff zum Scheitern verurteilt. Gegen 10 Uhr wollte Grant es noch einmal wissen. Er befahl Sedgwick und Warren, Ewell an dessen linken Flanke nicht mehr anzugreifen, sondern in die Defensive zu gehen. Dadurch hatte Grant die Möglichkeit, hier Truppen abzuziehen und diese Hancock zur Verfügung zu stellen. Aber auch Longstreets Truppen wurden verstärkt. Zudem standen ihm noch drei frische Reservebrigaden zur Verfügung. Noch bevor die Yankees zum Angriff starteten, schlug Longstreet mit geballter Kraft zu. Mit lautem Gebrüll stürmten die konföderierten Soldaten auf den Gegner zu. Die Yankees hatten keine Chance und wurden vom Feind einfach überrollt. Ihnen blieb am Ende nichts anderes übrig, als der Rückzug durch die dichten Wälder. Und jetzt ereignete sich das gleiche Durcheinander wie am Vortag.


Wieder war im dichten Unterholz kaum etwas zu erkennen, wieder schossen befreundete Truppen versehendlich aufeinander und wieder entstand ein Waldbrand. Ein entgültiger Vernichtungsschlag durch die Konföderierten war dadurch nicht möglich, insbesondere, nachdem Longstreet von seinen eigenen Soldaten angeschossen wurde. Die Schusswunden an Hals und Schulter waren zwar nicht tödlich. Longstreet war aber für die nächsten 5 Monate nicht mehr einsatzbereit.


Am Nachmittag um 16.15 Uhr startete General Lee noch einmal einen Angriff. Bis zum Abend tobte der Kampf. Die Yankees konnten ihre Stellung jedoch halten. Zwar versetzte ein Überraschungsangriff der Konföderierten die rechte Flanke der Union in Panik. Grant blieb aber ruhig, und tatsächlich brachte die Attacke nicht den Erfolg, den die Konföderierten erwartet hatten. Erst bei Einbruch der Dunkelheit verstummte schließlich der Kampflärm. Die Schlacht in der Wilderness war beendet und hatte für beide Seiten nichts eingebracht. Beide Armeen verschanzten sich wieder in ihren ursprünglichen Stellungen. Weder Grant noch Lee hatten es geschafft, den jeweiligen Gegner zu vernichten. Insgesamt ca. 26000 tote und verwundete Soldaten waren zu beklagen, davon allein ca. 17000 auf Seiten der Union. Angesichts dieser hohen Verluste, hätte sich jeder andere Feldherr komplett zurückgezogen. Grant dachte aber nicht im entferntesten daran. "Egal was geschieht" waren seine Worte, "umgekehrt wird nicht". Er fühlte sich gegenüber Präsident Lincoln verpflichtet, und so plante er für die nächsten Tage eine Reihe von Flankenmärsche, wobei sein nächstes Ziel das Dorf Spotsylvania war.

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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen