Während General Grant sich in Virginia im Juni 1864 nach mehreren gescheiterten Sturmangriffen auf eine Belagerung vor Petersburg eingestellt hatte, schlug sich General Sherman in Georgia Ende Juni mit seinem Widersacher Joseph Johnston herum. Sein Ziel war die Stadt Atlanta, in der sich nicht nur ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt befand, sondern auch für den Krieg wichtige Betriebe wie Munitionsfabriken und Nachschubdepots. Joseph Johnston war ein General, der stets eine defensive Kriegsführung bevorzugte.


Ähnlich wie seinerzeit General McClellan, hatte auch Johnston immer einen Grund parat, wenn es darum ging, nicht anzugreifen. Vorher musste nach seiner Ansicht erst alles stimmen um in die Offensive zu gehen, und das tat es in einem Krieg natürlich nie. Daher konnte Johnston auch nicht auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken. In Georgia standen ihm 65000 Soldaten zur Verfügung, die 40 Kilometer südlich von Chattanooga am Rocky Face Ridge an einer Eisenbahnlinie Stellung bezogen hatten. Sherman konnte auf knapp 100000 Soldaten zurückgreifen, die aus drei verschiedenen Armeen stammten. So hatte Sherman den Oberbefehl über der Cumberland-Armee, die von General George Thomas befehligt wurde, der Tennessee-Armee, die unter dem Kommando von General James B. McPherson stand und der Ohio-Armee unter General George M. Schofield.


Johnston hatte von Präsident Jefferson Davis den Befehl erhalten, den Erstschlag gegen Sherman auszuführen, bevor dieser es tun würde. Dazu hätte er aber gegen den Feind marschieren müssen, was gegen seiner Überzeugung war. Also wartete er lieber ab, bis Sherman nahe genug war, um ihn dann aus seiner Verteidigungsstellung bekämpfen zu können. Johnston wartete jedoch vergebens. Sherman hätte nämlich ein Tal durchqueren müssen, um sich dem Feind zu nähern, und so dumm war er nicht.


Stattdessen viel sein Augenmerk auf eine Bahnlinie, die sich in der Nähe der Stadt Resaca befand. General McPherson war derjenige, der mit seinen Truppen einen weiten Bogen um die linke Flanke des Gegners ziehen sollte, um hinter dessen Rücken die Gleise zu bedrohen. Unterdessen sollten Thomas und Schofield einige Scheinangriffe durchführen, um Johnston vom eigentlichen Manöver abzulenken. McPherson musste am 9. Mai jedoch feststellen, dass die Konföderierten bei Resaca eine Verteidigungslinie errichtet hatten. Was der General nicht wusste, war, dass an der Linie nur zwei Brigaden stationiert waren, so dass es ein Leichtes gewesen wäre, die Stadt zu nehmen. McPherson war aber übervorsichtig und zog es daher vor, sich wieder zurückzuziehen, ohne die Bahnlinie erreicht zu haben.


Als Johnston erkannte, in welcher Gefahr er sich befand, zog er sich mit seiner gesamten Armee nach Resaca zurück. Nun war die Verteidigungslinie stärker besetzt und die Suche nach einer schwachen Stelle war vergebens. Also marschierte McPherson weiter nach Süden, wobei er wieder Johnstons Flanke in einem weitem Bogen umging, um nochmals den Versuch zu unternehmen, die für den Feind lebenswichtige Bahnlinie zu bedrohen. Die dort stationierten konföderierten Truppen vermieden jedoch zunächst einen Kampf und zogen sich lieber zurück. Erst 24 Kilometer weiter südlich unternahmen sie einen Gegenschlag, um die nachsetzenden Yankees zu stoppen, aber ohne Erfolg. Also zogen sie sich noch weiter zurück, und zwar bis nach Cassville.


Innerhalb von 12 Tagen war es Shermans Truppen gelungen, den halben Weg nach Atlanta zu bewältigen, ohne in nennenswerte Kämpfe verwickelt worden zu sein, da sich die konföderierten Truppen stets zurückgezogen hatten. Johnstons Rückzugstaktik stieß in der Öffentlichkeit auf Unverständnis. Insbesondere sein Untergebener John Bell Hood übte in Richmond hinter seinem Rücken scharfe Kritik. Hood war ein Draufgänger, der in vergangenen Schlachten zweimal schwer verwundet wurde. So wurde sein linker Arm bei Gettysburg verkrüppelt und sein rechtes Bein verlor er bei Chickamauga. Dennoch blieb er nach einer langen Erholungspause aktiv. Insgeheim hoffte Hood, Johnstons Posten übernehmen zu können.


Endlich, am 19. Mai, rang Johnston sich dazu durch, den Befehl für einen Angriff gegen den Feind zu geben. Dieser hatte sich nämlich beim Nachrücken über eine 16 Kilometer breite Front verteilt, wobei die einzelnen Truppen auf verschiedene Straßen gen Süden marschierten. Auf diese Weise isolierten sie sich voneinander und Johnston sah darin seine große Chance. Also gab er Hood den Befehl, zwei Korps anzugreifen, die sich ca. 11 Kilometer von den anderen entfernt hatten. Das war die Gelegenheit, dem Feind einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Aber ausgerechnet der draufgängerische Hood nutzte sie nicht. Nachdem ihm Meldungen zu Ohren gekommen waren, der Feind hätte die ganze Flanke umzingelt, entschied er sich für den Rückzug. Tatsächlich war die Meldung aber falsch. Nur eine kleine Kavallerieabordnung hatte den Versuch unternommen den Feind zu attackieren.


Was blieb, war ein weiterer Rückzug um 16 Kilometer, und zwar bis zu einer zuvor vorbereiteten Linie. Von hieraus konnten die Konföderierten die Bahnlinie, die über den Allatoona Pass und dem Etowah River führte, überblicken. Durch diesen weiteren Rückzug sank jedoch die Moral der Südstaaten-Armee auf dem Tiefpunkt. Es entstanden Streitigkeiten innerhalb der Armee, wobei jeder jedem die Schuld zuwies. In Richmond war man geteilter Meinung über Johnstons verhalten. Während die einen ihn kritisierten, bezeichneten die anderen Hood als Intrigant. In Atlanta wurde Johnstons "Taktik" von der Presse beschönigt, indem behauptet wurde, der General würde Sherman immer tiefer in die Falle locken, um ihn dann zu vernichten. Doch Sherman verhielt sich nicht so, wie Johnston es sich gedacht hatte. Statt in die Falle zu tappen, gönnte er sich und seinen Soldaten eine Ruhepause. Außerdem ließ er über die zuvor reparierten Bahngleise Proviant für 20 Tage heranschaffen, um die nächste Zeit nicht mehr von der Eisenbahn abhängig zu sein. Denn er hatte vor, wieder die linke Flanke des Feindes zu umgehen, um weiter südlich eine weitere Straßenkreuzung zu bedrohen, die in der Nähe der Stadt Dallas lag.


Als er dort ankam, musste er jedoch feststellen, dass die Konföderierten schon vor ihm eingetroffen waren, da sie von seinen Plänen erfahren hatten. Bei New Hope Church kam es daraufhin am 25., 26., und 27. Mai zu schweren Gefechten, die beiden Seiten aber keine strategischen Vorteile einbrachten. Danach gab es über Wochen nur noch kleinere Angriffe aus dem Hinterhalt, wobei die Truppen beider Seiten langsam immer mehr nach Osten wanderten. Erst an der Eisenbahnlinie, die sich in der Nähe der Stadt Marietta befand, stoppte die langsame Truppenverschiebung, wobei sich die konföderierte Streitmacht am Kenesaw Mountain eingrub und damit eine vorteilhafte Stellung einnahm. Dieser Umstand, und die Tatsache, dass die Rationen für die 20 Tage langsam ausgingen und die Unions-Truppen auf erneuten Nachschub über die Eisenbahnlinie angewiesen war, bereitete Sherman große Sorgen. Er wusste, dass Johnston den Kavalleriekommandeur Bedford Forrest - der sich zu diesem Zeitpunkt in Mississippi aufhielt - aufgefordert hatte, nach Tennessee zu gehen, um dort Shermans Bahnverbindung zu unterbrechen. Die erste Gegenmaßnahme des Unions-Generals endeten in eine Katastrophe. Zwar konnte Forrest von Unions-Truppen aus Memphis aufgespürt werden.


Am 10. Juni wurden sie jedoch vernichtend geschlagen, obwohl sie zahlenmäßig doppelt so stark waren, wie die des Gegners. Die Gefahr bestand also immer noch. Daraufhin ordnete Sherman die Entsendung einer weiteren Truppe aus Memphis an. Diesmal war sie noch stärker und am 14. Juni kam es zu einem weiteren Angriff bei Tupelo in Mississippi, der endlich erfolgreicher war, zumal Forrest dabei verwundet wurde. Die Nachschubversorgung war damit zumindest vorläufig gesichert. Was blieb, war aber immer noch die konföderierte Streitmacht am Kennesaw Mountain. Shermans Truppen waren in den letzten Wochen nur damit beschäftigt, Schützengräben zu bauen. Ihre Kampfmoral ließ daher zu wünschen übrig und mit der Zeit würde sie auch nicht besser werden, wenn nichts entscheidendes geschieht. Von einem weiterem Flankenmanöver sah Sherman diesmal ab, zumal er glaubte, dass Johnston damit rechnete. Also gab er den Befehl, die Flanken nur zum Schein anzugreifen, während auf die Mitte der feindlichen Linie ein Sturmangriff erfolgen sollte. Sherman war sich darüber im klaren, dass es ihm viele Soldaten kosten würde. Dennoch wagte er den Angriff, denn er war sich sicher, dass es außer diesem Manöver, keine andere Alternative geben würde.


Shermans Mut und Tatendrang mag vielleicht lobenswert sein, dennoch sollte sich zeigen, dass ein richtiger Flankenangriff vielleicht besser gewesen wäre. Als die Yankee am 27. Juni die feindliche Linie am südlichen Ausläufer des Kennesaw Mountain angriffen, wurden sie von einem Kugelhagel empfangen. Bei einer Temperatur von 38 Grad Celsius war es unmöglich, die feindlichen Stellungen zu überrennen. 3000 Unions-Soldaten mFeldzug nach Atlantaussten bei dieser Schlacht ihr Leben lassen. Am Nachmittag sah Sherman ein, dass weitere Angriffsversuche aussichtslos waren, worauf er die Operation abbrach. Jetzt schien es so, als sei die Unions-Armee erledigt, so schrieb es jedenfalls eine Zeitung in Atlanta. Aber auch Zeitungen in New York äußerten sich besorgt über das Schicksal der Armee. Dennoch ließ Sherman sich nicht entmutigen. Bereits sechs Tage später - am 3. Juli 1864 - gab er McPherson den Befehl, jetzt doch die linke Flanke des Gegners anzugreifen. Und tatsächlich gelang es den Yankees an diesem und am folgenden Tag, die Konföderierten insgesamt 19 Kilometer zurückzudrängen, so dass sie sich immer mehr dem Chattahoochee River näherten, der 13 Kilometer von Atlanta entfernt war. Mit der Überquerung des Flusses würde die Unions-Armee ein großes Stück näher an Atlanta herankommen. Bisher hatte Sherman immer die linke Flanke des Gegner im Visier und Johnston stellte sich mittlerweile darauf ein. Also fasste Sherman in den folgenden Tagen den Entschluss, die linke feindlichen Flanke jetzt wieder nur zum Schein anzugreifen, um die rechte Flanke unbehelligt umgehen zu können. So marschierte eine Kavalleriedivision und ein Infanteriekorps, dass unter dem Kommando von General Schofield stand, an Johnstons rechten Flügel vorbei, bis zum Chattahoochee River. Der Fluss konnte an einigen Stellen ohne Probleme durchschwommen werden, so dass an der gegenüberliegenden Seite feindlichen Feldposten durch einen Überraschungsangriff überwältigt wurden. An anderen Stellen ging die Überquerung nicht so leicht vonstatten. Hier durchwarteten die Soldaten den Fluss, wobei ihnen das Wasser bis zum Hals stand. Einmal vom Feind entdeckt, wurden sie sogleich beschossen.


Ihre einzige Chance zu überleben, lag nun darin, unterzutauchen. Dank ihrer Spencer-Gewehre und den wasserdichten Patronen, waren die Unions-Soldaten jedoch in der Lage, unter Wasser nachzuladen und zurückzuschießen. Für die konföderierten Soldaten war diese Art der Gegenwehr so ungewohnt, dass sie fast vor Erfurcht kapitulierten. Damit war am 9. Juli ein Teil von Shermans Armee auf der anderen Seite des Flusses. Wieder wichen die Konföderierten zurück. Diesmal bis zu einer Stellung, die sie hinter dem Peachtree Creek errichtet hatten. Und wieder war Sherman Atlanta ein Stückchen näher gekommen.


In Richmond wurde man langsam nervös. Die Gefahr, Atlanta zu verlieren, war mittlerweile so groß, dass risikoreichere Gegenmaßnahmen getroffen werden mussten. Das war die große Stunde für General Hood. Zu seinem Glück hatte Präsident Davis General Braxton Bragg als Berater nach Georgia entsandt. Da Hood sich für einen sofortigen Angriff einsetzte, empfahl Bragg dem Präsidenten, Johnston durch ihn zu ersetzen. Zwar war Davis ebenfalls der Ansicht, dass Johnston ersetzt werden müsste, dennoch wollte er ihn nicht einfach absetzten. Also verlangte er am 16. Juli von Johnston einen Operationsplan, wohlwissend, dass dieser keinen hatte. Somit hatte er die Gelegenheit, ihn durch Hood abzulösen. General Lees Begeisterung über diese Entscheidung hielt sich jedoch in Grenzen, so dass er Davis davon abriet. Lee kannte Hood als kopflosen Draufgänger. Dennoch hatte der Präsident seine Entscheidung zu Gunsten Hoods getroffen, der schon drei Tage später seinen ersten Versuch unternahm, die Yankees zu vernichten.


Wie sich jedoch in der Folgezeit herausstellen sollte, war es Hood, der den Kürzeren ziehen musste. Die erste Schlacht ereignete sich am 20. Juli am Peachtree Creek. Sherman hatte McPherson und Schofield, die den Fluss bereits überquert hatten, den Befehl erteilt, die rechte Flanke der Konföderierten weiträumig zu umgehen, um die letzte Eisenbahnverbindung zwischen dem oberen Süden und Atlanta zu unterbrechen. Thomas bereitete sich unterdessen auf die Überquerung des Flusses vor. Seine Cumberland-Armee war dabei von den übrigen Truppen abgeschnitten. Hood erkannte die Gunst der Stunde, diesen isolierten Gegner anzugreifen. Der Angriff musste nun schnell und überraschend erfolgen. Als Hood am 20. Juli zum Angriff blies, war es jedoch schon zu spät. Der größte Teil der Cumberland-Armee hatte bereit den Peachtree Creek überquert, so dass die Attacke erfolgreich abgewehrt werden konnte. Die zahlenmäßige Stärke war bei diesem blutigem Gefecht auf beiden Seiten gleich groß. Dennoch gelang es den Yankees, die Konföderierten zurückzuwerfen.


Inzwischen hatte sich McPhersons südliche Flanke von den übrigen Truppen abgesetzt. Also wagte Hood am 22. Juli einen erneuten Angriff, nachdem er sich am Tag zuvor bis zu den Verteidigungsstellungen in der Nähe der Stadt zurückgezogen hatte. Die Yankees waren inzwischen noch näher an Atlanta herangekommen, als konföderierte Truppen die südliche Flanke angriffen. Der Angriff war diesmal überraschender als bei der Schlacht am Peachtree Creek. Dennoch gelang es den Yankees auch hier, mit äußerster Härte zurückzuschlagen. Hoods Verluste waren an diesem Nachmittag halb so hoch wie die von Johnston in zehn Wochen. Aber auch Sherman musste einen herben Schlag verkraften, da General McPherson bei der Schlacht getötet wurde. Sein Nachfolger wurde General Oliver O. Howard. Nun versuchte Howard das zu vollenden, was McPherson begonnen hatte: Die Zerstörung der letzten Eisenbahnverbindung, diesmal jedoch südlich von Atlanta. Daher nahm er dabei nicht den Weg, den McPherson genommen hatte, sondern er führte seine Truppen um die linke gegnerische Flanke herum.


Sein Ziel erreichte er jedoch nicht, da er auf dem Weg dorthin von einem konföderierten Korps gestoppt wurde. Hood sah abermals eine Chance, zumindest einen Teil der gegnerischen Streitmacht zu schlagen und schickte ein zweites Korps los. Dieses Korps wurde aber wiederum an der Straßenkreuzung Ezra Church von Unions-Truppen gestoppt. Am 28. Juli kam es dabei zu einer Schlacht, bei der die Konföderierten wieder mal das Nachsehen hatten. Statt den Angriff fortzusetzen, mussten sie sich nun verschanzen. 15000 konföderierte Soldaten mussten in den drei letzten Schlachten ihr Leben lassen oder wurden verwundet. Die Yankees verloren hingegen "nur" 6000 Mann. Atlanta war noch nicht genommen, aber Sherman war ein großes Stück näher gekommen. Nun bereitete er sich auf eine Belagerung vor. Außerdem gab es noch hier und da einige kleinere Angriffe und Gegenangriffe, die aber auf beiden Seiten wenig ausrichteten. Atlanta wurde nun durch Unions-Artillerie unter Beschuss genommen, worauf viele Zivilisten die Stadt verließen. Da Sherman die Stadt noch nicht genommen hatte, sprachen viele südstaatliche Zeitungen von einem Sieg der Konföderierten. Selbst Hoods Angriffe wurden als Erfolg gefeiert. Nordstaatliche Zeitungen hingegen berichteten natürlich von einem Sieg der Union und davon, dass die Einnahme nur noch eine Frage der Zeit sei, womit sie auch recht behalten sollten.






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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen