Bis August 1864 konzentrierten sich die Nord- und Südstaatler vorwiegend auf Überland-Feldzüge. Gefechte auf See oder auf den Flüssen verloren immer mehr an Bedeutung. Dabei stellte der Hafen Mobile Bay im Süden Alabamas eine wichtige Verbindung im Transportnetz der Konföderation da. Zweimal wurden z. B. ganze Truppen von Mobile aus über den Alabama River nach Selma verschifft, um sie von dort aus mit dem Zug weiter nach Atlanta zu transportieren. Auch für General Joseph Johnston, der sich in Atlanta gegen den Eindringling Sherman verteidigen musste, stellte Mobile eine wichtige Versorgungsbasis da. Somit würde die Einnahme von Mobile Bay der Union durchaus einen strategisch wichtigen Gewinn erbringen. So dachte zumindest Admiral David Glasgow Farragut. Farragut war ein 62 Jahre alter Seemann, der aus Tennessee stammte und mit einer Frau aus Virginia verheiratet war, sich aber dennoch für die Union entschieden hatte.


Bereits kurz nach seiner Ankunft am 22. Januar 1864 wandte er sich mit der Bitte an Washington, ihm mehrere schwere Panzerschiffe und einige tausend Soldaten zur Verfügung zu stellen. Bisher patrouillierten nur ein Duzend hölzerne Unions-Kriegsschiffe vor der Hafeneinfahrt, um Blockadebrecher aufzuhalten.


Im Dezember 1863 erhielt Washington die Information über ein schweres Panzerschiff der Konföderation, das zusammen mit anderen Kriegsschiffen gegen die Blockadeflotte eingesetzt werden sollte. Das Panzerschiff war auf dem Namen "Tennessee" getauft und war mit einem 15 Zentimeter dicken Eisenpanzer versehen. Es besaß zudem vier 25-cm- Geschütze mit glatten und zwei 19-cm-Geschütze mit gezogenem Lauf. Zu den anderen Kriegsschiffen gehörten die Flussdampfer Morgan, Gaines und Selma, sowie das Rammschiff Baltic und die Panzerschiffe Tuscaloosa und Huntsville. Insgesamt waren diese Schiffe mit 47 Kanonen bestückt.


Wie Farragut, hatte aber auch sein Gegenspieler Admiral Franklin Buchanan mit einigen Problemen zu kämpfen, bis er die Flotte zusammen hatte. Die Produktion der Kanonen zum Beispiel schien unendlich lange zu dauern. Die zuständige Fabrik schaffte gerade mal ein Geschütz pro Woche. Auch die Panzerung der Schiffe benötigte geraume Zeit. Um die Schiffsschrauben und die Projektile musste sich Buchanan selber kümmern. Was ihm dann noch fehlte, waren Marinesoldaten für seine Flotte. Er bat General Dabney Maury, der die Bodentruppen in Mobile kommandierte, um Infanteristen. Dieser weigerte sich jedoch zunächst und konnte erst durch einen Befehl des Kriegsministers in Richmond dazu bewegt werden. Als Buchanan die Flotte dann endlich zusammen hatte, stellte sich heraus, dass das Gewicht der meisten Schiffe durch die Panzerung zu hoch war. Insbesondere die Manövrierfähigkeit der Tennessee ließ dadurch sehr zu wünschen übrig.


Admiral Farragut stieß mit seinem Wunsch nach Kriegsschiffen in Washington weiterhin auf taube Ohren. Erst nach mehrmonatigem Bitten und Betteln trafen im Juni und Juli die ersten Panzerschiffe ein. Es waren die Chickasaw und die Winnebago, während sich die Panzerschiffe Manhattan und Tecumseh auf dem Weg befanden. Farragut benötigte natürlich auch Marinesoldaten. Dazu musste er sich erst einmal einen General suchen, der ihm welche zur Verfügung stellte. Mitte Juni erklärte sich Generalmajor Edward R.S. Canby dazu bereit und überließ Farragut Anfang August 2400 Soldaten, die von einem gewissen Gordon Granger befehligt wurden. Die Einfahrt von Mobile Bay wurde von zwei Forts bewacht, die sich jeweils an der Spitze zweier Halbinseln befanden. Ford Morgan - die für die Union gefährlichere Festung - befand sich auf der Halbinsel Mobile Point, Ford Gaines auf Dauphin Island. Farraguts Plan sah nun vor, seine 14 Kanonenboote in Zweiergruppen an Ford Morgan vorbei in den Hafen fahren zu lassen. Dabei sollten sie von den ebenfalls in den Hafen einfahrenden Panzerschiffen geschützt werden. Fort Gaines sollte unterdessen von Grangers Soldaten besetzt werden.


Der Angriff sollte zunächst am 3. August gestartet werden. Da die beiden Panzerschiffe Manhattan und Tecumseh aber noch nicht eingetroffen waren, wurde das Manöver auf den 5. August verschoben. Farragut wollte an diesem Tag auf jeden Fall losschlagen, egal, ob die beiden letzten Panzerschiffe nun ankommen würden oder nicht. Die Schiffe kamen jedoch rechtzeitig an und so konnte die Schlacht am geplanten Tag beginnen. Obwohl bei den 14 Kanonenbooten die Hartford das Flagschiff der Flotte war, wurde diese von der Brooklyn und der Octarora angeführt. Der Kommandeur der Brooklyn, Kapitän Alden, wusste, dass sein Boot das erste sein würde, das beschossen wird. Also sollte Farragut mit seinem Flagschiff nicht als erster in den Hafen einfahren. Die Brooklyn besaß zudem noch eine Vorrichtung an ihrem Bug, mit der Torpedos und Minen zur Explosion gebracht werden konnten, bevor sie die Seiten des Schiffes erreichten. Von diesen Hindernissen hatte der Feind mehr als genug im Hafen platziert, und nur die Brooklyn war in der Lage, die nachfolgenden Boote und Schiffe davor zu schützen. Am frühen Morgen um 5.30 Uhr näherten sich die 14 Kanonenboote der Hafenmündung, worauf die Konföderierten sofort das Feuer eröffneten. Und tatsächlich war es die Brooklyn, die als erstes unter Beschuss genommen wurde. Durch Gegenfeuer konnte Kapitän Alden jedoch die Geschütze auf Ford Morgen zunächst außer Gefecht setzen. Auch wenn die Panzerschiffe für den Schutz der Kanonenboote zuständig waren, konnte die gesamte Flotte angesichts der Torpedos nur von der Brooklyn angeführt werden.


Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Flotte der Panzerschiffe und die Flotte der Kanonenboote noch nicht getroffen. Das sollte erst kurz vor der Hafenmündung geschehen. Und so kam es, dass die Tecumseh, die die Panzerschiffe anführte, zu früh die Hafenmündung erreichte, also vor der Brooklyn. Sie war damit vor den Torpedos nicht geschützt und so passierte das, was alle befürchtet hatten.


Als die Tecumseh die Halbinsel Mobile Point passierte, riss ein Torpedo ein langes Loch in den Bug. Binnen kürzester Zeit sank das Schiff. Kapitän Craven und der größte Teil seiner Mannschaft hatten nicht mehr die Möglichkeit sich zu retten. Nur 22 Seeleute konnten lebend geborgen werden.


Kapitän Alden, der sich mit seiner Mannschaft das schreckliche Schauspiel mit ansehen musste, bemerkte unterdessen, dass er selber in ein Minenfeld geraten war. Also ließ er den gesamten Konvoi stoppen. Farragut jedoch hatte keinesfalls die Absicht, nun aufzugeben. Zwar erkannte auch er die Gefahr, die Flotte wurde aber wieder von Fort Morgan aus beschossen. Also gab Farragut den Befehl zur Weiterfahrt. Jetzt übernahm er mit seinem Flagschiff die Führung. Da ihm durch den vielen Pulverdampf die Sicht versperrt war, erkletterte er den Großmast der Hartford, von wo aus er alles bestens überblicken konnte. Um im Falle einer Verwundung nicht hinabzustürzen, ließ er sich zudem noch festbinden. Kaum hatten die ersten Yankeeschiffe Ford Morgan passiert, gingen auch schon drei konföderierten Schiffe zum Gegenangriff über. Es waren die Selma, die Morgan und die Gaines. Allerdings konnten sie gegen den Feind nichts ausrichten. Im Laufe der Kampfhandlungen konnte die Morgan zwar noch die Flucht ergreifen. Die Gaines jedoch lief auf Grund und musste von der eigenen Besatzung zerstört werden, während der Kapitän der Selma nach einem einstündigen Gefecht verwundet wurde und daraufhin kapitulierte.


Anschließend erhielt die gesamte Yankeeflotte von Farragut den Befehl, nördlich von Dauphin Island vor Anker zu gehen. Auf dem Weg dorthin wurden sie erneut beschossen, diesmal von der Tennessee. Aber auch sie konnte keine entscheidende Treffer landen. Versuche der Tennessee, die Hartford zu rammen, blieben ebenfalls erfolglos. Ihr Gewicht war einfach zu groß und die Hartford hatte keine Mühe, ihr zu entkommen. Admiral Bachanan wollte sich jedoch nicht damit abfinden. Wie Farragut, war auch er fest entschlossen, dem Feind einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Mit voller Kraft voraus nahm er Kurs auf die ankernde Flotte. Wieder hatte er die Absicht, die Hartford zu rammen. Farragut ging jedoch mit seinen Schiffen zum Gegenangriff über, ebenfalls mit der Absicht, die Tennessee zu rammen. Und hier zeigte sich die stärke des konföderierten Flagschiffes. Durch die Panzerung blieb zunächst jeder Rammversuch erfolglos. Die Lackawanna beispielsweise trug bei ihrer Attacke einen größeren Schaden davon, als die Tennessee selber. Auch die Hartford unternahm zwei Versuche ohne großen Schaden anzurichten. Dennoch konnte die Tennessee diese Dauerattacken nicht mehr lange standhalten.


Die Panzerung hielt zwar, ein manövrieren war dabei aber nur schwer möglich. Und als die Manhattan aus nächster Nähe ein 38-Zentimeter-Geschoss auf die Tennessee abfeuerte, zeigte sich, wo ihre Grenze lag. Das Geschoss durchschlug die Panzerung und zerstörte dabei das Steuer. Schon folgte ein zweiter Schuss und verletzte dabei Admiral Bachanan, der daraufhin das Kommando an seinen ersten Offizier J. D. Johnston übergeben musste. Für Johnston gab es jedoch nicht mehr viel zu kommandieren. Die Schornsteine der Dampfmaschinen waren zerstört, ebenso die meisten Kanonen. Für die wenigen verbliebenen Geschütze gab es nur noch nasse oder defekte Zündhütchen.


Was folgte, war ein halbstündiger Dauerbeschuss auf die Tennessee und Johnston hatte keine Möglichkeit sich zu wehren. Ein letzter Rammversuch durch die Ossipee sollte dem konföderiertem Flaggschiff den Gnadenstoß versetzen. Johnston hisste daraufhin die weiße Flagge und der Kommandeur der Ossipee sah von seinem Vorhaben ab. Die Schlacht in der Mobile Bay war damit beendet. Drei Tage nach dieser Schlacht nahm General Granger Fort Gaines ein und Fort Morgan viel nach zweiwöchigem Beschuss am 23. August 1864. Die 48 Kilometer entfernte Stadt Mobile blieb zwar noch für einige Monate in den Händen der Konföderierten, als letzter blockadebrechender Hafen der Konföderierten hatte sie aber an Bedeutung verloren. Obwohl die Union einen strategischen Sieg errungen hatte, hatte sie die meisten Opfer zu beklagen. Mehr als 140 Soldaten mussten ihr Leben lassen, die meisten durch den Untergang der Tecumseh. "Nur" 10 Seeleute fanden dagegen auf konföderierter Seite den Tod.



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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen