Nachdem General Sherman Atlanta verlassen hatte, marschierte er mit seinen Truppen quer durch Georgia in südlicher Richtung bis zum Atlantik, um schließlich Savannah einzunehmen. Sein Gegner General Hood wählte hingegen den entgegengesetzten Weg nach Norden, und zwar von Alabama aus nach Tennessee. Sein Ziel war zunächst der Tennessee River, den er überqueren wollte, um sich dann seinen Weg bis nach Nashville zu bahnen. Hier hatte er dann vor, die Unionstruppen zu schlagen, die Stadt einzunehmen und dann bis nach Kentucky weiterzumarschieren, wo er weitere eventuelle Schlachten schlagen würde. Schließlich würde er bis nach Virginia marschieren, um sich dort mit General Lee zu vereinigen. Gemeinsam würden sie dann General Grants Armee in einer großartigen Schlacht vernichten. Und würde Sherman mittlerweile zurückgekommen sein, würde auch er vernichtend geschlagen werden. Zweifellos wäre der Krieg damit gewonnen - Theoretisch. Praktisch war der Plan undurchführbar. Die Möglichkeit, dass sich der Feind wehren würde, räumte er bei seiner Planung erst gar nicht ein. Auch der schlechte Zustand seiner Soldaten - viele hatten kein vernünftiges Schuhwerk mehr und mussten im Dezember barfuss gehen - schien ihm egal zu sein. Nashville zu erobern, lag vielleicht noch im Bereich des Möglichen, vorausgesetzt, Hood würde sich beeilen. Alles andere jedoch waren Hirngespinste.


Am 31. Oktober 1864 erreichte er Tuscumbia (Alabama), den Ort, an dem er den Tennessee überqueren wollte. Eine schnelle Überquerung wäre nun wichtig gewesen, wenn er wenigstens Nashville nehmen wollte. Statt dessen wartete er aber noch 20 lange Tage auf Vorräte, die er sich normalerweise schon vorher hätte besorgen müssen. Erst dann überquerten seine Truppen den Fluss und marschierten am 21. November in Tennessee ein. Wie einfach wäre es gewesen, wenn Hood die Probleme mit den Vorräten nicht gehabt hätte, denn die Unionstruppen konnten sich dem Gegner erst in letzter Sekunde entgegenstellen. In dem 120 Kilometer südlich von Nashville entfernten Pulaski wartete General Schofield mit seinen 30000 Soldaten auf den Feind. Hood bewegte sich mit seinen 40000 Mann aber nicht direkt auf den Ort zu, sondern einige Kilometer westlich davon. Er versuchte damit, sich zwischen Schofields Truppen und Nashville zu schieben. Als Schofield das erkannte, zog er sich nordwärts bis zum Duck River bei Columbia zurück, um mit seinen Truppen Hoods Vormarschlinie abzuschneiden.


Die ersten Unionseinheiten erreichten den Fluss am 24. November. Schofield musste aber noch drei Tage warten, bis er seine komplette Armee zusammen hatte. In dieser Zeit ließ er seine Soldaten an einer Furt Stellung beziehen, um sich der konföderierten Vorhut entgegenzustellen. Hood hatte aber nicht vor, einen Frontalangriff zu riskieren. Statt dessen sollten seine Kavallerie und zwei Infanteriekorps - insgesamt 25000 Mann - Schofield rechte Flanke umgehen, um seine Rückzugslinie abzuschneiden.


Schofield, der auch diesen Plan durchschaute, schickte daraufhin eiligst 5000 Soldaten nach Spring Hill, um einem eventuellem Angriff abzuwehren. Obwohl die konföderierte Armee bei Spring Hill zahlenmäßig überlegen war, gelang es Hood nicht, den Gegner zu vernichten. Die konföderierten Angriffe waren planlos und unkoordiniert. Es wurden Fehler gemacht und Befehle wurden nicht richtig weitergegeben.


So gelang es Schofield schließlich, sich in der Nacht vom 29. bis 30. November mit seiner gesamten Armee weiter in nördlicher Richtung bis nach Franklin zurückzuziehen. Hood Versuch, die Rückzugslinie des Gegners abzuschneiden war damit misslungen. Natürlich waren nach Hoods Ansicht alle anderen Schuld, nur nicht er selber. Unter anderem beklagte er sich über die defensive Haltung seiner Soldaten, da diese nicht ohne Brustwehren in die Schlacht ziehen wollten.


Jetzt blieb Hood nichts anderes übrig, als Schofield zu verfolgen. Am Nachmittag des 30. November erreichten die Konföderierten Franklin, wo Schofields Soldaten Stellung bezogen hatten. Ohne zu überlegen und wahrscheinlich aus seiner Wut heraus, gab Hood nun den Befehl zum Frontalangriff. Seine Kommandeure legten energischen Protest ein. Der Feind hatte sich zu gut verschanzt und wurde von einer starken Artillerie gedeckt, während die eigenen Geschütze und Teile der Infanterie noch nicht einmal eingetroffen waren. Diese Proteste bestärkten Hood in seiner Ansicht, dass seine eigenen Leute nicht den richtigen Kampfeswillen haben. Hood ließ sich daher nicht überzeugen und war entschlossen, den Angriff durchzuführen. Was folgte, war eine fünfstündige Schlacht, die bis tief in die Nacht hinein reichte. 22000 konföderierte Soldaten stürmten so energisch auf den Feind zu, als wollten sie Hood beweisen, dass sie doch nicht ihren Mut zum Kampf verloren hatten. Selbst die Kommandeure hielten sich nicht zurück. Sechs davon mussten ihren Mut jedoch mit dem Leben bezahlen. Darunter auch General Patrick Cleburne, dessen Division es teilweise gelang, die gegnerische Linie zu zerschlagen. Lange konnten sie den Druck jedoch nicht aufrecht erhalten. Die Verluste waren einfach zu hoch. 7000 konföderierte Soldaten waren gefallen oder wurden verwundet, dreimal soviel wie auf Seiten der Union. Gegen Mitternacht war die Schlacht beendet und Schofield hatte erneut die Möglichkeit sich zurückzuziehen; diesmal bis nach Nashville.


Hier hatte General Thomas zwischenzeitlich unter großen Mühen seine Truppen zusammengezogen. Anfangs standen ihm 16000 Soldaten zur Verfügung, die sich aus Büroangestellte, Handwerker und aus urlaubreifen Soldaten zusammensetzten. Am 1. Dezember trafen drei weitere frische Divisionen ein und als Schofields Truppen die Stadt erreichten, waren 60000 Mann bereit, sie zu verteidigen. Nashville wurde bereits Anfang 1862 von Unionstruppen eingenommen. Seither wurden vor den Südtoren der Stadt zahlreiche Befestigungsanlagen errichtet und im Norden wurde sie durch den Cumberland River geschützt. Im Gegensatz zu Hood war Thomas kein Draufgänger. Er ging Gelassen an die Sache heran, da er wusste, dass die Union durch die zahlenmäßige Stärke seiner Armee im Vorteil war. Hood hatte mittlerweile damit begonnen, Verteidigungslinien um die Stadt zu errichten, in der Hoffnung, dass Thomas angreifen würde. Das tat er aber nicht. Es wäre zwar ein Leichtes gewesen, die Konföderierten zu vertreiben, damit gab sich Thomas aber nicht zufrieden. Statt dessen wollte er den Feind vernichten, und dafür ließ er sich Zeit. Er wartete nämlich auf weitere Verstärkung in Form von berittenen Soldaten. Diese sollten dann durch eine Lücke in der feindlichen Linie gelangen und so dem Gegner in den Rücken fallen.


General Grant, der von Thomas nicht viel hielt, war mit dieser Verzögerung ganz und gar nicht einverstanden. Eine solche Verzögerung könnte Hood die Gelegenheit bieten, sich zurückzuziehen. Also forderte er Thomas telegraphisch auf, endlich aktiv zu werden. Er drohte sogar damit, ihn durch einen anderen General zu ersetzten. Es fehlte nicht mehr viel, und Grant hätte seine Drohung wahr gemacht. Starker Eisregen am 9. Dezember maDie Schlacht bei Nashville: Markante Ortechte jedoch einen Angriff unmöglich und so wurde Thomas noch eine Frist von zwei Tagen gewährt. Danach jedoch, sollte er ungeachtet der Wetterverhältnisse auf jeden Fall angreifen. Der Ersatzgeneral, John A. Logan, hatte sich für den Fall einer weiteren Verzögerung bereits auf den Weg nach Nashville gemacht. Am 15. Dezember - etwas mehr als zwei Tage später - gab Thomas endlich den Befehl zum Angriff. Seine ganze Armee war an der gesamten Frontlinie in Stellung gegangen. Der Gegner sollte an seiner ganzen Linie gleichzeitig angegriffen werden. Dazu sollte eine Division den rechten gegnerischen Flügel ablenken, während drei andere Divisionen und die Kavallerie den linken Flügel angreifen. Für das Ablenkungsmanöver war General Steedman zuständig. Für den Hauptangriff setzte Thomas seine Generäle Schofield, Wood, Smith und Wilson mit seiner Kavallerie ein. Kurz nach 8 Uhr startete Steedman seinen Angriff. Die gegnerischen Vorposten auszuschalten, war für ihn kein Problem. Gegen die nachfolgenden Einheiten aber, die sich in ihren Erdbefestigungen verschanzt hatten, hatte er keine Chance. Mehrere Angriffsversuche misslangen. Dennoch reichten die Attacken aus, den rechten gegnerischen Flügel vom eigentlichen Hauptangriff abzulenken. Hier gingen Wood und Smith gegen ihren direkten Gegner General Stewart vor, und gleichzeitig umging Wilson mit seiner Kavallerie den linken Flügel des Feindes.


Den ganzen Tag über leisteten die Konföderierten erbitterten Widerstand. Erst gegen Abend ließen ihre Kräfte nach und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich drei Kilometer zurückzuziehen. Die Dunkelheit beendete die Schlacht am 15. Dezember und in der Nacht organisierte Thomas seine Angriffsformation neu. Auch Hood nahm Änderungen vor, da seine gesamte Linie zahlreiche Lücken aufwies. Sie war einfach zu lang und musste durch die Zusammenführung der einzelnen Divisionen verkürzt werden. Danach verstärkte er seinen linken Flügel, was aber seinen rechten Flügel gleichzeitig schwächte. Thomas hatte durch die geschrumpfte Linie nun die Gelegenheit, den Gegner von drei Seiten anzugreifen. Steedman sollte wie am Vortag den nunmehr geschwächten rechten gegnerischen Flügel übernehmen, Wood und Smith die Mitte und Schofield und Wilson den linken Flügel.


Gegen 6 Uhr besetzte Steedman die Stellungen, die der Feind am Vortag verlassen hatte. Schofield machte zwar am linken feindlichen Flügel durch leichte Scharmützel auf sich aufmerksam, ein richtiger Kampf kam aber nicht zustande. Statt dessen ordnete Thomas wieder Scheinangriffe auf den rechten feindlichen Flügel an. Diese Angriffe waren zwar heftiger als die von Schofield, dennoch sollten sie nur bewirken, dass Hood Truppen von seinem linken Flügel abzieht. Und genau das tat er auch, zumal an dieser Stelle bisher kein nennenswerter Kampf stattgefunden hatte. Als die Truppen auf dem Weg zur anderen Seite waren, zog Steedman sich wieder zurück. Jetzt kam Schofields und Wilsons große Stunde. Während Schofield einen Angriff auf die breite Front des Gegners ausführte, umging Wilson mit seiner Kavallerie diese Front und attackierte den Gegner von hinten. Gleichzeitig wurde die Mitte der konföderierten Front von Wood und Smith angegriffen. Der Kampf dauerte bis zum späten Nachmittag. Aber die Übermacht der Yankees, die zudem noch von drei Seiten angriffen, war einfach zu groß. Am Ende ergaben sich Tausende von konföderierten Soldaten. Andere ergriffen die Flucht in Richtung Süden. Wieder andere, die meinten durchhalten zu müssen, wurden vom Feind gnadenlos überrannt.


Es war einem kleinen Kommando von Hoods Kavallerie zu verdanken, dass seine gesamte Armee nicht total eingekesselt wurde. Sie konnte Wilsons Vormarsch so weit stoppen, dass zumindest die wenigen Fluchtwege offen blieben.


Die Schlacht bei Nashville war damit zwar beendet, die Gefahr für die konföderierten Truppen aber noch nicht gebannt. Neun Tage lang wurden sie von den Yankees verfolgt. An jedem Fluss mussten sie sich zuerst gegen die feindlichen Attacken zur Wehr setzten, bevor er überquert werden konnte. Zu Weihnachten erreichten sie dann den Tennessee River, den sie am nächsten Tag ebenfalls überquerten. Ihr weiterer Marsch führte sie dann nach Tupelo, Mississippi. Erst am Folgetag stellte Thomas die Verfolgung ein. Damit war die konföderierte Armee unter Hoods Kommando auf der ganzen Linie geschlagen. Anfang 1965 wurde in Tupelo ein Zählappell durchgeführt. Das Ergebnis war erschreckend. Von 40000 Mann, die Hood vor sieben Wochen nach Norden führte, fehlten fast 25000. Auf Seiten der Union waren die Verluste wesentlich geringer. Die Zahl belief sich auf ca. 3000 Soldaten, von denen der größte Teil verwundet war. "Nur" knapp 390 Soldaten fanden den Tod, und das bei einer Truppenstärke von 60000 Soldaten.


Zwar war die konföderierte Armee geschlagen, sie war aber nicht vernichtet. Dazu hätte Thomas früher angreifen müssen, wie Grant es verlangt hatte. Dennoch hatte der Norden eines erreicht: Die Moral des Südens stand auf dem Tiefpunkt. Zudem wurde die Notlage durch Shermans und Sheridans Raubzüge noch verstärkt. Am 13. Januar 1865 reichte General Hood gedemütigt seinen Rücktritt ein. Thomas hingegen konnte seinen Posten behalten, obwohl er sein eigentliches Ziel nicht erreicht hatte.



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