Kaum hatte sich der Freudentaumel der Bevölkerung über die Einnahme von Petersburg und Richmond gelegt, gab es einen weiteren Grund zu feiern: Die Kapitulation der Südstaaten-Armee unter General Lee. Für Tausende von Bürgern gab es in den Straßen von Washington und New York kein halten mehr. Endlich war der Krieg vorbei und das Sterben auf dem Schlachtfeld hatte ein Ende. Während der Feierlichkeiten konzentrierte sich Abraham Lincoln schon wieder auf seine Arbeit. Das durch die vielen Schlachten verwüstete Land musste nun wieder aufgebaut werden. Außerdem sollten die einst verfeindeten Staaten möglichst schnell wieder in der Union eingegliedert werden. In seiner Rede am 11. April 1865 machte Lincoln jedoch deutlich, dass es zu diesem Zeitpunkt kein autorisiertes Organ gebe, mit dem man verhandeln könne. Der Neubeginn müsse mit unorganisierten und uneinigen Elementen erfolgen. Er befürwortete in seiner Rede die Schulpflicht und das Wahlrecht der schwarzen Mitbevölkerung. Lincolns Politik der Versöhnung stieß aber nicht bei jedem auf Zustimmung. Einer, der mit Lincolns Ansichten so gar nicht einverstanden war, war der Schauspieler John Wilkes Booth. Booth stand in der Menschenmenge, vor der Lincoln seine Rede hielt und er hatte sich fest vorgenommen, den Präsidenten zu ermorden.
Es war am Karfreitag, dem 14. April 1865. Während einer Vorstellung im Ford´s Theater verschaffte sich Booth Zugang zu der Loge, in der der Präsident mit seiner Frau Platz genommen hatte. Durch eine Unaufmerksamkeit des Leibwächters, gelang es Booth, sich immer näher an Lincoln heranzuschleichen. In seiner Hand hielt er einen "Deringer-Philadelphia", eine ungenaue Waffe, die aber auf kurzer Distanz eine verheerenden Wirkung hatte. Es lief gerade der dritte Akt, als Booth die Waffe anhob, auf den Kopf des Präsidenten zielte und abdrückte. Von der Kugel getroffen, sank Lincoln in seinem Sessel zusammen. Der Attentäter sprang danach mit einem lauten Aufprall auf die Bühne und schrie: "Sic semper tyrannis! The South is avenged!". Obwohl er sich bei dem Sprung ein Bein gebrochen hatte, gelang ihm die Flucht. Erst 12 Tage später - am 26.04.1865 - wurde Booth in einer Scheune auf einer Farm bei Bowling Green in Virginia von Unionstruppen gestellt. Als die Soldaten das Feuer auf die Scheune eröffneten, wurde er von Kugeln durchsiebt. Ob eine der vielen Kugeln ihn tötete, oder eine aus seiner eigenen Waffe, konnte nicht mehr festgestellt werden. Lincoln war nach dem Attentat nicht sofort tot, aber die Bemühungen ihn zu retten waren erfolglos. Er starb am frühen Morgen des 15. April.