Als Sohn eines Farmers wurde James Longstreet (Konföderation) am 8. Januar 1821 im Edgefield Distrikt (South Carolina) geboren. Seine frühen Jahre verbrachte er jedoch in Augusta (Georgia), und als sein Vater starb, ging er mit seiner Mutter nach Alabama. Wie alle anderen späteren Generäle des Bürgerkrieges, besuchte auch Longstreet die Militärakademie in West Point. Hier gehörte er aber nicht gerade zu den Klassenbesten. Von 62 Mitschülern beendete er 1842 als 54. das Studium. Für seine Leistungen in Missouri und Louisianna wurde Longstreet zum 2. Lieutenant ernannt. Im Mexikokrieg wurde er verwundet und für seine Tapferkeit zweimal ausgezeichnet. Am 1. Juni 1861 verließ er die US-Armee, um der Konföderation beizutreten. Seinen ersten Einsatz im Bürgerkrieg hatte Longstreet am 21. Juli 1861 bei der ersten Schlacht von Manasass. Hier verschanzten sich seine Truppen und die von General Bonham an einer Furt des Bull Run, die Blackburn genannt wurde. Als Unions-Truppen unter General Tyler sich dieser Furt näherten, war nicht klar, ob sie Feind oder Freund vor sich hatten, denn beide Kriegsparteien trugen zu dieser Zeit noch graue Uniformen. Als auf die Frage "Wer seit ihr" die Antwort kam "Männer aus Massachusetts", eröffneten die Konföderierten sofort das Feuer. Der Kampf dauerte bis zum späten Nachmittag und schließlich konnte Longstreet den Sieg für sich verbuchen.


Während des Halbinsel-Feldzuges der Union unter General McClellan, hatte sich der konföderierte General Joseph E. Johnston am 3. Mai 1862 zu einem Rückzug von Yorktown nach Richmond (Virginia) entschlossen. Dabei gelang es ihm, seine Armee mit der gesamten Artillerie und allen Wagen bis zur Hauptstadt zu bringen. Bedanken konnte er sich dafür bei General Longstreet, der den Gegner am 5. Mai in der Nähe von Williamsburg in ein Hinterhaltgefecht lockte. Zwar konnte er damit die Belagerung Richmonds durch die Yankees nicht verhindern, aber er konnte sie bei ihrem Vorstoß immerhin aufhalten.


Weniger erfolgreich war Longstreets Manöver bei der Schlacht am Chickahominy, genauer gesagt bei Seven Pines, die vom 31. Mai bis zum 01. Juni 1862 stattfand. Allerdings war General Johnston nicht ganz unschuldig daran. Seine ungenauen Befehle führten dazu, dass Longstreets Division auf einer falschen Straße vorrückte und dabei zwei andere Divisionen in die Quere kam, wodurch der Angriff verzögert wurde. Johnston hätte gute Chancen gehabt die Yankees zu schlagen, da die Truppen durch das ungewöhnliche Hochwasser des Chickahominy aufgeteilt wurden und somit ein Teil in der Unterzahl war. Er nutzte die Chance aber nicht und Longstreet erhielt für sein missglücktes Manöver den Beinamen "lahmer Gaul".


General Lee, der Johnston ersetzen musste, da dieser bei Seven Pines schwer verwundet wurde, hatte anschließend damit begonnen, vor Richmond Schützengräben auszuheben und die Befestigungsanlagen zu verstärken. Er hatte aber nicht vor, in der Defensive zu bleiben, sondern er wollte die Yankees vernichten. Was folgte, war die Sieben-Tage-Schlacht, die vom 25. Juni bis zum 01. Juli 1862 stattfand. General Longstreet war bei dieser Schlacht an mehreren Gefechten beteiligt. Ein gleichzeitiger Angriff zu einem gewissen Zeitpunkt war hier jedes mal für ein erfolgreiches Manöver wichtig. Aber nie trafen die Divisionen zum gleichen Zeitpunkt ein, insbesondere nicht die von General Thomas Jonathan Jackson, auf der man große Hoffnung gesetzt hatte. So wurde fast jedes Gefecht verloren und an eine Vernichtung des Gegners war gar nicht zu denken, sehr zum Ärger von General Lee. Was blieb, war dennoch der Rückzug der Yankees, den sie allerdings fast freiwillig unternahmen, da General McClellan zu großen Respekt vor dem Gegner hatte.


Seinen nächsten Einsatz hatte Longstreet am 30. August 1862 bei der zweiten Schlacht von Manassas. Hier unterstütze er General Jackson im Kampf gegen General Pope. Popes Angriff schien zunächst erfolgreich zu verlaufen. In letzter Sekunde jedoch griff Longstreet mit seinen Kanonen in die Schlacht ein, so dass sich in deren Verlauf die Yankees bis nach Washington zurückziehen mussten.


Nachdem General Lee am 6. September in Frederick City (Maryland) einmarschiert war, erfolgte neun Tage später die Schlacht am Antietam. Longstreet war auch hier an mehreren Gefechten beteiligt und er konnte von Glück reden, dass seine Division und die seiner Kameraden durch den Feind nicht vernichtet wurde. Lee hatte es nämlich gewagt, trotz der Übermacht des Gegners seine Truppen aufzuteilen, um mit einem Teil eine Unions-Truppe bei Harper´s Ferry zu attackieren, die eine Versorgungslinie im Shenandoahtal blockierte. General McClellan kannte Lees Plan und wenn er nun schnell gehandelt hätte, wäre das Ende der Unions-Truppen besiegelt gewesen. "Schnell" war für McClellan jedoch ein Fremdwort, und so konnte Lee seine Truppen wieder sammeln, und zwar in Sharpsburg, einem Dorf, das ca. 500 Meter vom Antietam Creek entfernt lag.


Die Schlacht endete zwar damit, dass sich die Konföderierten wieder zurückziehen mussten, eine komplette Vernichtung blieb ihnen aber erspart, da McClellan einfach zu träge und langsam handelte. Sein Verhalten konnte und wollte Präsident Lincoln nicht mehr tolerieren, und so wurde McClellan am 7. November 1862 durch General Burnside ersetzt. Aber auch dieser war nicht gerade der Schnellste. Auf dem Weg nach Richmond mussten seine Truppen unter anderem den Rappahannock River überqueren. Das dauerte aber so lange, dass Lee die Gelegenheit nutzen konnte, General Longstreet nach Fredericksburg zu beordern, um die Stadt, die am Rappahannock River lag, zu schützen. Auch General Jackson hatte innerhalb dieser Zeit die Gelegenheit, aus dem Shenandoah-Tal abzurücken, um die konföderierten Truppen am Rappahannock zu verstärken. Longstreet hatte seine Soldaten in den Marye´s Heights an den besten Stellen positionieren können. Im Rahmen der Kampfhandlungen gab es ein Gefecht, das an einer Mauer stattfand, die ca. ein Kilometer lang war und sich am Fuße der Marye´s Heights vor einem Hohlweg befand. Dahinter verschanzte sich eine Brigade, die unter dem Kommando von General Thomas Cobb stand. Die erste Unions-Brigade, die die schützenden Häusermauern von Fredeicksburg verlassen hatte, wurde sofort durch Longstreets Artilleriefeuer beschossen. Und es folgten weitere Brigaden, die keine Chance hatten. Wer nicht im Artilleriefeuer umkam, wurde von Cobbs Soldaten niedergemäht. Schließlich endete die Schlacht mit einen Sieg für die Konföderierten, nachdem Burnside den Rückzug über den Rappahannock River angetreten hatte.


Die erste große Niederlage mussten die Konföderierten in der Schlacht bei Gettysburg verbuchen, die vom 1. bis zum 3. Juli 1863 stattfand. Da Longstreet mit einigen Plänen Lees nicht ganz einverstanden war, ließ sein Einsatzwille sehr zu wünschen übrig. Die Yankees hatten sich im Laufe der Schlacht bis zum Cemetery Hill zurückgezogen, der zwei Kilometer südlich von Gettysburg entfernt war. Diesen Hügel sollte Longstreet nun mit seinem I. Korps angreifen. Er weigerte sich jedoch und schlug stattdessen vor, die Südflanke des Feindes zu umgehen, um sich zwischen den Unions-Truppen und Washington zu stellen.


General Lee lehnte den Vorschlag jedoch ab und befahl Longstreet, den Feind am frühen Morgen des 2. Juli anzugreifen. Longstreet tat es nicht und er beharrte auf die Verwirklichung seiner Pläne. So gab er den Yankees genügend Zeit, die Truppen zu verstärken. Erst am Nachmittag gegen 16.00 Uhr gab er widerwillig den Befehl zum Angriff. Was folgte, waren Gefechte, die zu den Blutigsten des gesamten Krieges gehörten. Der erste Angriff der Konföderierten war für die Union zwar fast vernichtend, am Ende des zweiten Tages hatte sich jedoch gezeigt, dass diesmal nicht die Generäle der Konföderierten die besseren Feldherren waren - wie man es früher gewohnt war -, sondern die der Union. Dank ihrer Entschlossenheit und der Verlegung der Truppen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, sowie der mangelnden Einsatzbereitschaft von General Longstreet, war es den Yankees gerade noch gelungen, den größten Teil ihrer Stellung zu halten.


Am dritten Tag gab es dann einen weiteren Befehl, den Longstreet nicht ausführen mochte. Diesmal sollte er die Mitte der Unions-Front auf dem Cemetery Ridge anzugreifen. Mit ca. 14000 Soldaten - zusammengestellt aus der gerade eingetroffenen Division von General Pickett und zwei Divisionen von General Hill - sollte er über ca. 1200 Meter offenes Gelände den mittlerweile 150 feindlichen Kanonen entgegen marschieren. Entgegen Longstreet Bitten von dem Plan abzulassen, bestand Lee auf die Umsetzung.


Was folgte, war der größte Infanterieangriff des Bürgerkrieges. Auf einer Frontlänge von über anderthalb Kilometer gingen die konföderierten Soldaten gegen den Feind vor. Viele wurden von den Kanonenkugeln zerfetzt oder starben im Kugelhagel. Am Ende war die Schlacht bei Gettysburg für die Konföderierten verloren. General Lee blieb nichts anderes übrig, als bis zum Potomac-River zurückzuziehen. Obwohl er sich selber die Schuld gab, waren Einige der Ansicht, dass Longstreet wegen seiner Zögerlichkeit für die Niederlage verantwortlich war.


Bei der Schlacht am Chickamauga (19.09.1863 - 20.09.1863) hatte Longstreet wieder mehr Erfolg. Hier nutzte er eine Lücke in der Unionslinie, die durch ein Missverständnis zustande gekommen war. Eine seiner Divisionen schwenkte dabei nach links und zerschlug die gesamte Flanke des Gegners. Danach wurde die rechte Unionsflanke von der Mitte aus umkreist. Als die linke Flanke der Konföderierten ebenfalls zum Angriff überging, steckten die Unions-Truppen in der Falle. Die sowieso schon demoralisierten Soldaten ergriffen daraufhin panikartig die Flucht, und zwar in Richtung Chattanooga.


Einen weiteren Erfolg konnte Longstreet am 6. Mai 1864 in einem Waldstück verbuchen, das Wilderness genannt wurde. Schon am Tage zuvor hatte General Grant gehofft, die Schlacht außerhalb des Waldstückes zu beginnen, da seine zahlenmäßige Überlegenheit darin nutzlos gewesen wäre. Seine Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht. Nun kam es zu einer Schlacht im dicht bewaldetem Gelände, in dem man Freund und Feind kaum voneinander unterscheiden konnte. Am Ende des ersten Tages hatte keine der beiden Kriegsparteien einen strategischen Sieg erringen können. Am zweiten Tag sah es für die Truppen der Union allerdings etwas besser aus. Ihnen gelang es, die Konföderierten in die Flucht zu schlagen - bis Longstreet mit seinen Divisionen eintraf. Als die zurückweichenden Soldaten auf ihn trafen, schöpften sie neuen Mut und gingen nochmals in Stellung.


Grants Angriffe hatten nun keinen Erfolg mehr und nach einem Gegenschlag der Konföderierten mussten sich die Yankees wieder durch die Wilderness zurückziehen. Ein entgültiger Vernichtungsschlag war aber nicht möglich, nachdem Longstreet von seinen eigenen Soldaten versehendlich angeschossen wurde. Außerdem loderte in der Wilderness - wie am Vortrag - ein Waldbrand, was ein Gefecht unmöglich machte. Die Schusswunden an Hals und Schulter waren zwar nicht tödlich. Longstreet war aber für die nächsten 5 Monate nicht mehr einsatzbereit.


Schließlich hatte die Schlacht für beide Seiten nichts eingebracht. Beide Armeen verschanzten sich wieder in ihren ursprünglichen Stellungen. Weder die eine noch die andere Kriegspartei hatte es geschafft, den jeweiligen Gegner zu vernichten.


Erst im Oktober 1864 war Longstreet wieder in der Lage, ein Kommando zu übernehmen, und am 9. April 1865 war er an einem Gefecht beteiligt, das in der Nähe von Appomattox Courthouse stattfand. Dieses Gefecht war der letzte erfolglose Versuch, sich gegen die Yankees aufzulehnen. Noch am gleichen Tag akzeptierte General Lee Grants Kapitulationsbedingungen, womit der Bürgerkrieg beendet war.


Nach Ende des Krieges trat Longstreet der Republikanischen Partei bei. Außerdem diente er Grant als Minister in der Türkei. Nachdem er es gewagt hatte, Lees Strategie bei Gettysburg zu kritisieren, wurde er von seinen früheren Kameraden als Verräter des Südens bezeichnet. Daraufhin revanchierte er sich mit einem Buch, in dem er mit seinen ehemaligen Verbündeten abrechnete. Er verdiente während der Zeit seinen Lebensunterhalt als Versicherungsangestellter, später überwachte er die Staatslotterie von Louisiana.


James Longstreet starb am 2. Januar 1904 in Gainsville (Georgia), wo er auch begraben wurde.

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