Dodge City war die letzte große Rinderstadt des Wilden Westens und auch wohl die berühmteste. Ursprünglich war der Ort ein Handelscamp für das benachbarte Fort Dodge (benannt nach General Grenville M. Dodge), das am 9. September 1865 am Santa Fè Trail errichtet wurde. Das Fort diente während der Indianerkriege als Stützpunkt für die US-Truppen und als Schutz für die durch das Land reisenden Siedler. Im Jahre 1871 war die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt noch Buffalo City hieß, ein Ausrüstungsplatz und Ruhepunkt für Büffeljäger und Händler. Ein Jahr später, im Jahre 1872, als die Gleise der Atchison, Topeka and Santa Fé Eisenbahngesellschaft den Ort erreichten, wurde die Stadt Dodge City gegründet, die im Volksmund nur "Dodge" genannt wurde. Die Eisenbahn sorgte in den folgenden Jahren für einen enormen Wachstum in "Dodge". Südlich der Bahngleise wurden in kurzer Zeit allerlei Gebäude errichte, wie zum Beispiel Lebensmittelgeschäfte, Restaurants, Friseurläden, Hufschmieden, natürlich zahlreiche Saloons und ein Theater. Die berühmteste Straße auf der nördlichen Seite der Bahngleise war die Front Street. So bildete die Schiene eine Grenze, die Dodge in einen südlichen und einen nördlichen Stadtteil aufteilte, wobei der letztere die eigentliche Rinderstadt war.


Zwischen den Jahren 1872 und 1874 waren es aber nicht die Rinder, die für den Reichtum der Stadt sorgten, sondern die Büffel. Ca. 850000 Büffelfelle wurden in dieser Zeit in "Dodge" verfrachtet. Auch Büffelfleisch konnte dank eines primitiven Kühlwagens über längere Strecken transportiert werden. Später folgten dann die Knochensammler, die die Skelette der verendeten Büffel einsammelten. Aus den Knochen wurden Düngemittel, Kämme und Würfel hergestellt. Außerdem fanden sie in der Zuckerraffinerie und der Porzellanproduktion Verwendung. Erst 1875, als die Quelle der Einnahmen durch die Büffelfelle versiegte, brachten die Longhorn-Rinder aus Texas das Geld in die Stadt. Zwischen den Jahren 1875 und 1885 wurden hier mehr als zweieinhalb Millionen Rinder verfrachtet. Schon von Anfang an hatte Dodge City den Ruf als "schlimmste Kleinstadt Amerikas". Die Stadt war ein Symbol für Sittenlosigkeit und Gewalttaten. So sollen im ersten Jahr der Rindertrecks 25 Morde verübt worden sein. Anderen Quellen sprechen aber "nur" von 14 Tötungsdelikten. Wieder anderen Berichten zurfolge, soll der Marshal Billy Books innerhalb von 30 Tagen 15 Männer erschossen haben. Später wurde er aber entlassen , weil er sich aus Angst vor dem Büffeljäger Kirk Jordan hinter einer Tonne versteckt hatte.


Obwohl die Stadt diesen schlechten Ruf hatte, war sie im Kampf gegen die Kriminalität erfolgreicher als alle vorangegangenen Rinderstädte, vorausgesetzt man berücksichtigt, dass "Dodge" über 10 Jahre eine Rinderstadt war. Im Südteil der Stadt konnte man machen was man wollte. Im Norden jedoch war es verboten Waffen zu tragen. Viele berühmte Revolvermänner wurden hier als Polizisten eingestellt.


Hierzu zählte z. B. Bill Tilghman, der unter der Führung von Sheriff Charlie Bassett Deputy Marshal war oder Wyatt Earp, der aber nur als einfacher Hilfspolizist eingestellt wurde, weil er bei der ersten Marshal-Wahl zu spät kam, und bei den folgenden Wahlen unter anderem auch gegen William "Bad" Masterson verlor. Weitere Polizisten waren der Bruder von William Masterson, Ed Masterson, Dave Mather, Pat Sughrue und Larry Deger. Man sollte nun annehmen, dass bei all diesen Revolvermänner gegenüber Verbrechern der Colt sehr locker saß, dass Gegenteil war aber der Fall. Für jeden Unruhestifter, den sie lebendig ins Gefängnis sperrten, gab es eine Prämie. So wurden in den Jahren zwischen 1875 und 1885 "nur" drei Männer von den Gesetzeshütern Wyatt Earp, Bat Masterson und Dave Mather erschossen. Dennoch hat es in dieser Zeit eine Menge Schießereien zwischen den Cowboys und Outlaws gegeben. So war es Wyatt Earp, der am 26. Juli 1878 einen gewissen George Hoyt tötete, nachdem dieser auf Earp geschossen hatte, ihn aber verfehlte. Am 29. Juli 1878 wollte sich der Cowboy Jim Kennedy an dem Bürgermeister James Kelley rächen, weil der ihn einen Tag zuvor aus seiner Kneipe geworfen hatte. Am Morgen begab sich Kennedy daraufhin zum Haus des Bürgermeisters und feuerte blindlings zwei Schüsse durch die Vordertür. Dabei wurde jedoch nicht der Bürgermeister, sondern dessen Freundin und Sängerin Fannie Keenan, alias Dora Hand tödlich getroffen. Nachdem Jim Kennedy aus der Stadt flüchtete, konnte er einige Zeit später von einem Aufgebot unter der Führung von Bad Masterson festgenommen und vor Gericht gestellt werden. Hier wurde die Tat jedoch als "Unglücksfall" eingestuft und Kennedy wurde freigesprochen. Im selben Jahr wurde der Rancher Wyman auf dem Weg nach "Dodge" von einem Banditen namens Cherokee Dan ermordet, indem er ihn in den Rücken schoss. Dann tötete der Revolvermann Ed Prather den Assistent Marshal Wells bei einem "Wilhelm-Tell-Spiel", da er hier nicht den Apfel, sondern dessen Stirn traf. Im Long-Branch Saloon gab es eine Schießerei zwischen dem Revolvermann Levi Richardson und dem Berufsspieler Frank Loving. Richardson kam dabei zu Tode, und Loving wurde wegen Notwehr freigesprochen.


Als Jim Masterson, der mittlerweile Marshal von Dodge City war, und dort zu dieser Zeit auch den Long-Branch Saloon führte, mit seinem Geschäftspartner A. J. Peacock über einen gewissen Al Updegraff in Streit geriet, kam sein Bruder Bad Masterson am 16. April 1881 wieder zurück nach "Dodge", um ihm zu helfen. Am Bahnhof wurde er bereits von Jims Gegnern erwartet, und es folgte ein Schusswechsel, den man "Battle of the Plaza" nannte. Wer schließlich Al Updegraff verwundet hatte, konnte nicht ermittelt werden, da sich an dem Gefecht zu viele Männer beteiligten. Im Frühjahr 1883 kam es dann zum sogenannten "Piano Krieg". Zu dieser Zeit waren Luke Short und W. H. Harris die Besitzer des Long-Branch Saloon. Gegenüber befand sich der "Alamo" Saloon, der von dem neuen Bürgermeister A. B. Webster geführt wurde. Webster nutzte seine Position aus, und beschloss strengere Maßnahmen gegen Prostitution, Tanz und Glücksspiel einzuführen. Von diesen Maßnahmen war allerdings nur die Konkurrenz betroffen, bei seinem eigenen Saloon und denen seiner Freunde änderte sich nichts. Nachdem zuerst die Sängerin des Long-Branch Saloons, dann die Musiker und schließlich Short und Harris zunächst verhaftet, und dann aus der Stadt geworfen wurden, schaltete Luke Short den Gouverneur von Kansas ein, der damit drohte, die Nationalarde einzusetzen. Einige Zeit später kehrte Short mit seinen Freunden zurück. Diese Freunde galten als "die gefährlichsten Männer des Westens", denn es waren solche Persönlichkeiten wie Bat Masterson, Charles Bassett, Wyatt Earp und Neil Baron, die fast alle schon einmal Gesetzeshüter in Dodge City waren. Angesichts der drohenden Nationalgarde und der Übermacht an schnellen Revolverschützen, kam es schließlich aber nicht zu einem Schusswechsel. Statt dessen wich Webster zurück, und auch seine Freunde hielten es für besser, sich von ihm loszusagen. Bevor die Freunde von Luke Short, die sich als "Dodge City Friedenskommission" bezeichneten die Stadt verließen, versammelten sie sich noch zu einem Foto. Nachdem Dave Mather sich dazu entschlossen hatte, einen Saloon in Dodge City zu eröffnen, bekam er Streit mit dem Deputy Marshal Thomas Nixon, da dieser versuchte, dieses Vorhaben abzuwürgen. Am 18. Juli 1884 kam es schließlich zu einem Schusswechsel zwischen den beiden, wobei Dave Mather schneller war und Nixon tötete. Auch Dave Mather wurde freigesprochen. Das war das letzte Duell, das sich in Dodge City ereignete.


All die getöteten Männer wurden an einem Ort begraben, den man Boot Hill ("Stiefelhügel") nannte. Dieser Hügel war die höchste Erhebung der Stadt und er befand sich am nordwestlichen Ende der Front Street. Da die meisten Männer in ihren Stiefeln starben, sollen sie auch darin begraben worden sein, und das schnell und ohne viel Umstände, denn es gab keinen Leichenbestatter. Als Grabsteine wurden Kistendeckel verwendet, auf denen meistens in einer humoristischen Formulierung die Todesursache geschrieben wurde. So waren Männer, die in einem Duell erschossen wurden "An Bleivergiftung gestorben" oder sie wurden "Vom Blitz getroffen". Viehdiebe, die Brandzeichen fälschten hatten "Zu viele Eisen im Feuer" und ein Cowboy, der von einer Hure erstochen wurde, wurde "Zu fest umarmt". Erst im Jahre 1879 wurde ein richtiger Friedhof angelegt, den man "Prairie Grove Cemetary" nannte. Daraufhin wurden die Toten vom "Boot Hill" exhumiert und auf den neuen Friedhof bestattet. In Dodge City gab viele Orte, an denen man seine Freizeit mehr oder weniger Sinnvoll verbringen konnte. Fast jedes zweite Haus war ein Saloon, in denen sich die Männer der Stadt dem Glücksspiel widmen konnten. Zwar war das verboten, aber das scherte niemanden. Die Geldstrafe die darauf stand, wurde Taxe genannt und im voraus bezahlt. Wer meinte, aus Ärger über seinen Spielverlust den Saloon wegen verbotenen Glücksspiels anzuzeigen, wurde selbst verhaftet, weil man sich ja selbst daran beteiligt hatte. Es wurden sogar Wettbewerbe veranstaltet, wobei Bad Masterson, der auch ein Berufsspieler war, einmal den Pokal gewonnen hatte.


Im Jahre 1876 gab es 1200 Einwohner in der Stadt, und Dodge City hatte 19 Gaststätten mit einer offiziellen Ausschankgenehmigung für Alkohol. Das bedeutete aber nicht, das andere Tanzhallen und Bars keinen Alkohol verkauften, nur eben inoffiziell. Der berühmteste Saloon war der von Sheriff Charles Basset und J. Peacock bereits im Jahre 1873 eröffnete "Long Branch" Saloon, bei dem im Laufe der Zeit immer wieder die Besitzer wechselten. Weitere Saloons waren der Old-Hause-Saloon, der Opera-Hosus-Saloon, der Alhambra-Saloon, der Alamo-Saloon und der Green-Fort-Saloon. Alle Lokale waren in der Saison 24 Stunden geöffnet. Auch als im Jahre 1880 ein allgemeines Alkoholverbot erlassen wurde, wurde in Dodge City weiter ausgeschenkt. Wie beim Glücksspiel zahlte man auch hier vorher seine Strafe und verkaufte weiter. Die lang anhaltende Trockenheit in den Jahren 1881 und 1882, und besonders der strenge Winter 1884/85 machten der Viehzucht viel zu schaffen. Die Rancher verlegten sich auf den Weizenanbau und auf die Schafzucht. Andere Siedler kauften sich Land in der Nähe von "Dodge" und umgaben dies mit Stacheldrahtzaun. Jetzt züchteten sie einheimisches Vieh. Zwar begann 1884 das Rindertreiben aus Texas erneut in größerem Maße, aber die Konkurrenz war durch das stationär aufgezüchtete Vieh zu groß. Außerdem waren diese Rinder gegenüber den Longhorns aus Texas zu empfindlich. Die Gefahr einer Übertragung des Texasfieber war zu groß. Schließlich gab es ein Gesetz, nachdem Texasrinder nicht mehr eingeführt werden durfte. Das war gleichzeitig das Ende von Dodge City.



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