Colt, Smith & Wesson und Winchester sind wohl im Zusammenhang mit Waffen im Wilden Westen die bekanntesten Begriffe. Den Begriff Deringer für Taschenrevolver bzw. -pistolen kann man ebenfalls dazu zählen. Henry Deringer war einer der ersten, der für Handfeuerwaffen die Perkussionszündung verwendete. Sein Vater, der seinen Familiennamen von "Döringer" in "Deringer" geändert hatte, stammte aus Thüringen in Deutschland. Bevor Henry Deringer seine erste Taschenpistole konstruierte, war er schon ein erfolgreicher Büchsenmacher für Duellpistolen und Militärwaffen. Aber erst im Jahre 1850 präsentierte er seine erste Taschenpistole, den so genannten "Deringer-Philadelphia". Diese Waffen hatten je nach Modell eine Gesamtlänge von 9 bis 20 cm. Die am häufigsten verwendeten Kugeln hatten ein Kaliber von .41. Dennoch gab es acht weitere Kaliber von .33 bis .51. Zwar hatten diese Waffe durchweg gezogene Läufe, aber gezielt schießen konnte man nur bis zu einer Distanz von 5 Metern. Die kurzen Läufe konnten der Kugel einfach nicht genug Drall verschaffen, um einen stabilen Flug zu gewährleisten. Aber als Verteidigungswaffe über den Spielertisch hinweg, hatte sie eine verheerende Wirkung. Der "Deringer" wurde in den Folgejahren mehrere Tausend mal verkauft. Unter den Käufern war auch ein Mann namens John Wilkes Booth, der am 14. April 1865 den Präsidenten Abraham Lincoln mit einem Deringer Kaliber .44 ermordete.
Allerdings besaß Henry Deringer kein Patent auf sein Produkt, so dass schon bald mehrere Nachahmer folgten. Die Waffen dieser Nachahmer waren nicht nur von ähnlicher Bauart, auch die Bezeichnung klang ähnlich. So gab es Taschenpistolen mit der Aufschrift "Derringer" (zwei "r" im Wort), oder einfach "Deringer", im Gegensatz zum Original, das, wie oben schon erwähnt, als "Deringer-Philadelphia" bezeichnet wurde.
Aber egal, von welcher Firma diese Waffen hergestellt wurden, auch wenn andere Bezeichnungen wie z. B. Evans, Constable, Erichson oder Dimick verwendet wurden, bei der Bevölkerung wurden sie immer "Derringer" genannt. Getragen wurden diese Waffen nicht etwa von Cowboys, Sheriffs und Banditen, sondern von Männern mit "sauberen" Berufen, wie z. B. Geschäftsleute, Spieler, Saloonbesitzer und Schauspieler. Aber auch Damen, die als Tänzerinnen, Prostituierte, Animiermädchen und Schauspielerinnen arbeiteten, waren im Besitz eines "Derringers". Einige Zeit, nachdem Metallhülsenpatronen auf dem Markt kamen, wurden auch "Derringer" für diese Munition produziert. Der erste Patronen-Derringer, der bereits im Jahre 1859 auf dem Markt kam, war der Vierlauf-Derringer. Er wurde von Christian Sharps produziert und hatte vier Läufe, die im Quadrat in einem Laufblock gebohrt wurden. Um die Waffe zu laden, wurde der gesamte Block noch vorne geschoben. Wenn der Hahn gespannt wurde, drehte sich der Schlagbolzen um eine viertel Umdrehung, so dass dieser stets auf eine noch nicht verschossene Patrone gerichtet war. Der "Derringer" im Kaliber .32 hatte ein Gewicht von ca. 300 Gramm. Es gab vier Modelle, die sich im Material und in der Lauflänge unterschieden. Im Jahre 1861 stellte Daniel Moore eine einläufige Waffe im Kaliber .41 her. Sie hatte ein Gewicht von 270 Gramm und eine Gesamtlänge von 13 cm. Die Lauflänge betrug 6 cm. Die Waffe, dessen Messingrahmen aus einem Stück gefertigt wurde, hatte die Bezeichnung Nr. 1. Ein weiteres Modell wurde mit Holzgriffschalen versehen und als Nr. 2 bezeichnet. Im Jahre 1870 wurde Moores Firma National Arms Co. von Samuel Colt gekauft. Nun produzierte er diese beiden Modelle unter der Bezeichnung National Derringer Nr. 1 und Nr. 2 weiter, Schließlich stellte Colt noch einen eigenen "Derringer" im Kaliber .41 her, den er Nr. 3 nannte. Der am weitesten verbreitete, und wohl auch was die Form angeht, bekannteste "Derringer", war der "Remington Double-Derringer". Diese Waffe besaß zwei Läufe untereinander, und konnte mit Patronen im Kaliber .41 und .38 geladen werden. Sie hatte ein Gewicht von ca. 310 Gramm und eine Lauflänge von 5 cm. Ihre fünf Züge im Lauf bewirkten eine ausreichende Drehstabilisierung, so dass diese Waffe auch noch auf 20 Meter relativ präzise schoß. Der berühmte Friedensrichter Roy Bean soll einen "Remington Double-Derringer" besessen haben.