Chief Joseph

Chief Joseph, auch Himmaton Yalatkit genannt, wurde um 1840 geboren und war Häuptling der Nez Percé. Die Nez Percé hatten ihre Heimat in dem Gebiet der heutigen US-Bundesstaaten Washington, Oregon und Idaho. Sie lebten lange in Frieden mit den Weißen, freundeten sich mit Pelzjägern an und ließen sogar den Missionar Henry H. Spalding zu sich kommen, so dass einige von ihnen zum christlichen Glauben übergingen. So auch Himmaton Yalatkits Vater namens Tuekakas, der vor seinem Sohn Häuptling der Nez Percé war, und den der Missionar auf den Namen Old Joseph umtaufte. Die Nez Percé teilten sich in mehrere Gruppen auf, die unabhängig voneinander waren und auch für sich eigenen Entscheidungen trafen. Die Gruppe von Tuekakas, die sogenannte Wellamotkin-Gruppe, lebte im Wallowa-Tal im Nordosten Oregons. Während Tuekakas Amtszeit im Jahre 1855, schlossen die Nez Percé einen Vertrag mit der US-Regierung ab, der ihnen für die Abtretung des größten Teils ihres Landes eine Reservation in Idaho und Oregon garantierte. Als jedoch im Jahre 1860 Gold in den Gebieten gefunden wurde und in der Folgezeit immer mehr Goldsucher in die Reservation einströmten, verlangte im Jahre 1863 die US-Regierung von den dort lebenden Indianern auch dieses Land aufzugeben und in ein noch kleineres Reservat nach Idaho umzusiedeln. Während Tuekakas und andere Häuptlinge sich weigerten, wurden andere Häuptlinge von den amerikanischen Unterhändlern bedrängt und bestochen und schließlich dazu gebracht, den Vertrag zu unterzeichnen. Als Tuekakas davon erfuhr, entsagte er dem christlichen Glauben und kehrte zu seiner alten Religion zurück.


Im Jahre 1871 starb Tuekakas und sein Sohn Himmaton Yalatkit wurde nun Häuptling der Nez Percé. Den Weißen wurde er bald als Chief Joseph bekannt. Chief Joseph setzte nun das Erbe seines Vaters fort. Sechs Jahre lang widersetzte er sich gegen die Vertreibung aus seiner Heimat. Zwischendurch gab es immer wieder Verhandlungen zwischen den Indianern und den Unterhändlern der US-Regierung. So auch am 2. Mai 1877. Hier traf sich eine Delegation der Nez Percé unter der Führung von Chief Joseph mit dem einarmigen General Oliver Otis Howard. Die zunächst freundliche Atmosphäre änderte sich schnell, als General Howard seine Gesprächspartner ultimativ aufforderte, das Wallowa-Tal sofort zu verlassen und ins Lapwai-Reservat zu ziehen. Ein Unterhändler von Chief Joseph, namens Too-Hul-Hul-Sote, sprang daraufhin wütend auf und sprach:


"Der Große Geist schuf die Welt, wie sie ist und er sie wollte. Einen Teil davon machte er für uns, damit wir in ihm leben können. Ich sehe nicht, woher du die Befugnis nimmst, uns zu sagen, dass wir nicht an den Stellen leben dürfen, die er uns anwies"


Nachdem Howard ihn dazu ermahnte, er solle den Mund halten und ihm drohte, ihn einzusperren, erwiderte Too-Hul-Hul-Sote:


„Wer bist du, dass du uns bittest zu sprechen und dann sagst, dass wir nicht reden dürfen? Bist du der Große Geist? Hast du die Welt erschaffen? Hast du die Sonne erschaffen? Hast du die Flüsse erschaffen, damit wir zu trinken haben? Hast du das Gras wachsen lassen? Hast du alle dies Dinge erschaffen, dass du zu uns sprichst, als ob wir Knaben wären? Wenn du das erschaffen hast, gestehe ich dir das Recht zu, so zu reden, wie du es getan hast."


Nach diesen Worten wurde er dann tatsächlich in das Wachhaus gebracht und dort eingesperrt. Trotz dieser Demütigung war Chief Joseph besonnen genug, die Verhandlungen nicht abzubrechen. Er wollte unter allen Umständen einen Krieg mit den Weißen vermeiden, da er wusste, dass dieser auf lange Sicht nicht gewonnen werden konnte. Widerwillig war er schließlich bereit, seine Heimat aufzugeben und sein Volk in das neue Reservat zu bringen. Zunächst kehrte Chief Joseph jedoch in das Wallowa-Tal zurück, um sich dort mit den anderen Gruppen der Nez Percés zu treffen. Hier hielten aber einige junge Krieger die Ungerechtigkeiten der Weißen nicht mehr aus. Sie griffen daraufhin benachbarte Siedler an, die sich in dem Tal aufhielten, und töteten sie.


Chief Joseph wusste jetzt, dass der Krieg nicht mehr zu verhindern war. Die Nichtvertrags-Gruppen der Nez Percé zogen sich daher in den Whitebird Canyon zurück, wo sie aber schon bald von General Howards Soldaten entdeckt wurden. Bei dem folgenden Gefecht töteten die Indianer ein Drittel der US-Truppe und schlugen den Rest in die Flucht.


Jetzt beschloss Chief Joseph zusammen mit seinen Unterhäuptlingen Looking Glass, White Bird, Hush-Hush-Cute, Ollicut und Too-HuL-Hul-Sote sich nach Kanada abzusetzen, um sich dort mit Sitting Bulls Sioux-Kriegern zu verbünden. Mit 250 Krieger und 450 Frauen, Kindern und alte Menschen begann nun eine 1600 Kilometer lange Odyssee in Richtung Freiheit. Während ihrer Flucht mussten sie sich immer wieder der überlegenen US-Armee im Kampf stellen. Dank der genialen Kriegsführung von Chief Josephs Unterhäuptlingen, mussten die Armeen der US-Regierung aber eine Niederlage nach der anderen verbuchen. Die Generäle, die ihnen folgten, wurden teilweise bis auf die Knochen blamiert. Chief Joseph verbot seinen Kriegern Skalps zu nehmen, unschuldige Farmer und Familien zu ermorden und Frauen und Kinder gefangen zu nehmen. Die Kampferfolge und die ritterliche Kampfführung veranlasste die Presse sogar dazu, Chief Joseph als Mythos zu erheben. Die Journalisten forderten: "Man solle ihn doch in Zukunft das Oberkommando der Landstreitkräfte übertragen". Man bezeichnete ihn auch als "Roten Napoleon des Westens".


Nachdem Chief Joseph und sein Volk das Bitterroot-Tal erreicht hatten, wurden sie jedoch diesmal von Oberst John Gibbons Soldaten umzingelt. Ihre Tipis wurden dabei ein Opfer der Flammen. Dennoch konnten die Nez Percés den Angriff mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal abwehren.


Im Yellowstone-Park mussten sie sich aber bei einem zweiten Angriff nach und nach zurückziehen, und am 30. September 1877 ereilte sie dann schließlich doch noch das Schicksal, als sie 48 Kilometer von der Kanadischen Grenze entfernt, von General Nelson A. Miles und seinen Soldaten angegriffen wurden. Dabei wurden viele von Chief Josephs Unterhäuptlinge und Krieger getötet. Die verbleibenden Krieger konnten sich dem Angriff zwar noch bis zum 5. Oktober widersetzten, mussten dann aber kapitulieren, da sie nur unter Zurücklassung der Frauen und Kinder hätten fliehen können. Die darauffolgende Kapitulationsrede von Chief Joseph ist zu einem geschichtlichen Ausspruch geworden:


"Ich bin kampfesmüde. Unsere Häuptlinge sind tot. Es ist kalt, und wir haben keine Decken. Die kleinen Kinder erfrieren. Manche meiner Leute sind in die Berge geflohen und haben keine Decken und nichts zu essen. Niemand weiß, wo sie sind, vielleicht erfrieren sie. Ich brauche Zeit, um nach meinen Kindern zu sehen und zu wissen, wie viele ich von ihnen wiederfinde. Möglicherweise werde ich sie unter den Toten finden. Hört mich an, weiße Häuptlinge: Mein Herz ist krank und betrübt. Vom augenblicklichen Stand der Sonne an gelobe ich, ich kämpfe niemals wieder."


Nach dieser Rede konnten einige Krieger doch noch in der Dunkelheit fliegen und die Grenze nach Kanada überqueren. Sie fürchteten, dass sie schwer bestraft, oder sogar zum Tode verurteilt würden. Joseph jedoch blieb in der Annahme, er und sein Volk könnten in ihr Land im Nordwesten zurück. Sie wurden aber in die Reservation im Indian Territory nach Oklahoma gebracht.


Von hier aus setzte er sich mit Hilfe von Menschenrechtlern aus dem Osten und den Mittleren Westen für die Rechte der Nez Percés ein. Im Jahre 1879 besuchte er sogar den amerikanischen Präsidenten Hayes und trug ihm sein Anliegen persönlich vor. Aber erst 1885 konnten Joseph und sein Volk nach einer massiven Kampagne der Menschenrechtler in den Nordwesten zurückkehren. Da die dort lebenden Siedler den Nez Percés aber feindlich gesinnt waren, und auch die Politiker sie immer noch für "Unruhestifter" hielten, zogen sie schließlich zur Colville-Reservation ins Washington Territory. Dort starb Chief Joseph am 21. September 1904 "einfach an gebrochenem Herzen". Richter C. C. Goodwin schrieb nach Josephs Ableben:


"Kein Sohn des Nordwestens war tapferer als er, keiner war treuer zu seiner Heimat als er, und keiner hielt sich auch in drohendster Gefahr mehr in der Gewalt als er."

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