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Die Trecks mussten im Frühjahr ihre Heimat verlassen, um im Sommer die Berge zu erreichen. Das war wichtig, denn in den Bergen lag bereits im Frühherbst Schnee. Und wer einen falschen Weg nahm oder zu spät aufbrach, dessen Ende war dann in den Bergen besiegelt. So passiert es 1946 dem sogenannten Donner-Treck, der es zwar bis zu den Bergen schaffte, dort aber vom Winter überrascht wurde. Der Treck bestand aus 89 Auswanderer. Ohne Aussicht auf Rettung, wagten es schließlich 15 Männer und Frauen sich bis nach Kalifornien durchzuschlagen. Nachdem ihnen die Vorräte ausgingen, mussten sie vier Menschen, die während des Marsches in der Kälte umkamen, verspeisen um zu überleben. Schließlich erreichten nur sieben Überlebende nach 32 Tagen ein Indianerdorf. Von dem gesamten Treck überlebten nur 45 Menschen. Aber auch die Trecks, die ihr Ziel erreicht hatten, mussten zuvor ungeheure Strapazen erdulden. Während die Männer den ganzen Tag neben den Wagen hergingen, um diese durch das unwegsame Gelände zu führen, saßen die Frauen auf dem Bock und hielten die Zügel. Bei unerträglicher Hitze musste der Treck mit seinen Planwagen Flüsse, Wüsten und Bergpässe überwinden. Mittags, wenn die Sonne am höchsten stand wurde gerastet, und Abends, kurz vor Sonnenuntergang, wurde das Lager für die Nacht aufgeschlagen.


Bis Anfang der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden für die Reise erfahrene Pelzjäger und Mounten-Men engagiert. Diese Männer hatten schon lange vor der Zeit der großen Trecks die Berge überquert und Oregon oder Kalifornien erreicht. Da der Pelzhandel aber nicht mehr viel einbrachte, mussten sie sich eine andere Aufgabe suchen, und die war die des Trail-Führers. Die Bezahlung der Führer war unterschiedlich. Entweder verlangen sie einen Pauschalbetrag von 80 bis 500 Dollar, oder die Höhe des Endgeldes hing von der Anzahl der Personen oder der Planwagen ab. So wurde beispielsweise 1 Dollar pro Person oder 2 bis 3 Dollar pro Planwagen berechnet.


Später gab es Landkarten, in denen die Route eingezeichnet war. Außerdem haben die Fuhrwerke der früheren Trecks so deutliche Spuren hinterlassen, dass diese noch heute zu erkennen sind. Aus diesem Grunde war ein Führer mit Landeskenntnissen nicht mehr nötig. Statt dessen wählte man einen Boss, denFord Bridger sogenannten Captain, der nur noch für die Disziplin und die Versorgung verantwortlich war. Eine weitere Garantie, den Weg nicht mehr zu verfehlen, waren die Unmengen von Trecks, die den Oregon-Trail benutzten. Die große Anzahl der Wagenkolonnen brachte aber auch Probleme mit sich. Die Suche nach geeigneten Lagerplätzen wurde erschwert, und durch die begrenzten Weiden und Wasserstellen entstanden gewisse Rivalitäten zwischen den einzelnen Trecks. So kam es öfter vor, das regelrechte Rennen zwischen den Planwagen statt fanden, nur um den besten Platz fürs Lager zu sichern. Man darf sich auch nicht vorstellen, dass die Wagenkolonnen brav hintereinander fuhren, so wie es oft in Kinofilmen gezeigt wird. Durch die unerträgliche Staubwolke, die die Ochsen mit ihren Hufen erzeugten, wurden die einzelnen Kolonnen gezwungen nebeneinander zu fahren. Die Versorgung der vielen Trecks war durch die Errichtung der Forts gesichert. Schon in den Anfangsjahren diente Fort Laramie als Versorgungsposten, später kam Fort Kearny am North Platte und Fort Caspar nordwestlich von Fort Laramie hinzu. Zwischen diesen Forts errichteten Händler kleinere Versorgungsstationen, in denen Lebensmittel beschafft wurden und die Zugtiere ausgetauscht werden konnten.


Der erste, der auf diese Idee kam, war Jim Bridger. Bridger war ein Mountain-Man und Trapper, er dachte wie die Indianer und wusste alles über den Westen. Obwohl er nicht schreiben und lesen konnten, errichtete er im Südwesten von Wyoming einen der bekanntesten Handelsposten: Fort Bridger. Auf den langen Weg nach Westen mussten die Pioniere viele Gefahren überstehen. Krankheit, wilde Tiere und die unerträgliche Witterung machte den Menschen zu schaffen. Ca. 30000 Menschen sollen die gefährliche Reise nicht überlebt haben. Besonders die Cholera brachte für viele Siedler den Tod. Die Indianer hingegen waren Anfangs kaum eine Gefahr. Entweder bekam man während der ganzen Reise keinen Indianer zu Gesicht, und wenn doch, dann entpuppten sie sich als freundlichen und neugierige Besucher. Allerdings bestanden die Indianer auf ihr Recht, Wegezoll zu verlangen, so wie sie es schon zuvor bei den Trappern und anderen Stämmen getan hatten.


Durch die Verweigerung dieser Abgaben, der Ausbeutung der Holz- und Wasservorräte und der Verringerung der Tierbestände im Jagdgebiet der Indianer, kam es dann schließlich doch zu größeren Konflikten mit ihnen. Gegner der Oregon-Besiedlung neigten allerdings zu Übertreiben, wenn es um die Feindseligkeit von Indianern ging. So war in einigen Zeitungsberichten von "Massakern" an Siedler die Rede,  die nie stattgefunden haben. Dennoch verlangte man von der US-Regierung mehr Schutz für die Siedler, und die stationierte dann schließlich bis 1860 ca. 7000 Soldaten in 79 Forts westlich vom Mississippi. Bis 1869 zogen ca. 380000 Menschen über den Oregon-Trail nach Westen. Danach verlor er an Bedeutung und geriet in Vergessenheit. Eisenbahnlinien und Straßen ersetzten nun diese Route. Erst, als sich ein gewisser Ezra Meeker im Jahre 1906 dazu entschlossen hatte, diesen Weg noch einmal mit einem Planwagen zu benutzen, und dabei öffentliches Aufsehen erregte, erinnerte man sich wieder daran, und der Oregon-Trail wurde zu einem nationalen Denkmal.

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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen